Essen Archive - Don Bosco Volunteers https://blogs.donboscovolunteers.de/blog/category/essen/ Freiwilligendienst von jungen Menschen für junge Menschen! Tue, 26 Mar 2019 17:07:25 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.2 https://blogs.donboscovolunteers.de/wp-content/uploads/2023/11/cropped-01_cmyk-32x32.jpg Essen Archive - Don Bosco Volunteers https://blogs.donboscovolunteers.de/blog/category/essen/ 32 32 VI. Etappe – Von Tabli, vielen Sprachen und ganz viel Naan / Goa https://blogs.donboscovolunteers.de/lukasinindien/etappe6-goa/ Wed, 20 Mar 2019 14:35:40 +0000 http://21556.588 Erneut rödeln wir über die Straße, durch den Dschungel. Die Zeit tickt, so wie immer, doch diesmal viel zu schnell auf die Abfahrt unseres Zuges nach Goa zu. Und wir waren noch viel zu weit von diesem entfernt. Ewig fuhren wir mit einem Tuck Tuck entlang Bäumen und vereinzelten Häusern, dann verließen wir den Dschungel […]

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Erneut rödeln wir über die Straße, durch den Dschungel. Die Zeit tickt, so wie immer, doch diesmal viel zu schnell auf die Abfahrt unseres Zuges nach Goa zu. Und wir waren noch viel zu weit von diesem entfernt.

Ewig fuhren wir mit einem Tuck Tuck entlang Bäumen und vereinzelten Häusern, dann verließen wir den Dschungel und kamen wieder hinein nach Madikeri.

Ewig fuhren wir entlang von Häusern und vereinzelten Bäumen, dann waren wir da, am Busstand, mit dem Gedanken, was wenn gerade der Bus nach Mangalore abgefahren ist, wann würde der nächste fahren. Würde alles noch klappen. Die Menschen in der Dschungelzuflucht waren was das Taxibestellen angeht, vielleicht ein wenig zu optimistisch.

Doch dieser Gedanke löste sich im Nichts auf, denn es stellte sich heraus, dass es nicht lange dauern würde, bis ein Bus kam. Dann ging es los, ob wir unseren Zug erreichen würden oder nicht lag nun nicht  mehr an uns, sondern am Weg vor uns.

Wir kurvten entlang der Bergketten und durch den dichten Wald.

 

Auf dem Weg nach Goa

Dann stoppte der Bus auf einmal, irgendwo, mitten auf der Straße. Alle Insassen reckten den Kopf in die Höhe und aus dem Fenster, wollten sehen, was da war.

 

Wir standen eine Zeitlang, bis der Bus sich wieder in Bewegung setzte und mir den Blick auf ein verunglücktes Motorrad öffnete. Der Fahrer war aber scheinlich wohl auf.

Unsere Reise ging weiter.

Dann stoppte der Bus auf einmal, irgendwo, mitten auf der Straße, wieder. Diesmal ist es eine Baustelle und nur eine Spur ist frei. Wir warten also, bis der Gegenverkehr durch gefahren ist, dann durften wir.

Dann geht unsere Reise weiter, wieder, entlang von Berghängen und durch Wälder. Bis dieser auf einmal endete und weite Ebenen frei wurden. Wir sind wieder von Feldern umgeben und kommen durch eine Ansiedlung nach der anderen.

Die Zeit tickt. Nicht gut. Viel zu schnell. Es sieht nicht gut aus.

Wir versuchen dem Busfahrer irgendwie mitzuteilen, wohin wir müssen, zu welchem Bahnhof. Dann heißt es auf einmal jetzt, hier!

Wir steigen aus und sind inmitten der Großstadt Mangalore. Irgendwo auf einer stark befahrenen, mehrspurigen Straße. Ein Tuck Tuck steht bereit, zwei Worte genügen und es geht los, mitten durch die Stadt, hin zum Bahnhof.

Der Bahnhof ist in Sichtweite. Wir überqueren eine Brücke, unter uns Schienen.

Dann Stau. Wohin wir auch sehen, alle Autos scheinen sich in die kleine Straße zum Bahnhof zu schieben. Doch wacker windet sich unser Tuck Tuck hindurch, dann sind wir am Bahnhof. Rechtzeitig. Mehr als zehn Minuten vor der Abreise. Und dann sitzen wir im Zug und quasi sofort geht es weiter.

Weiter Richtung Goa.

Goa?

Goa ist der kleinste Bundestaat Indiens und etwa 96-mal mal kleiner als Deutschland.

Die ältesten Belege über die Geschichte Goas reichen bis ins 2. Jahrhundert vor Christus zurück. Selbst die Griechen kannten zu dieser Zeit das Gebiet bereits. Im Laufe der Jahrtausende herrschten verschiedene Herrscher über das heutige Goa. Zu einem Zeitpunkt in der Geschichte war es auch Zentrum eines Reiches. Unter einem anderen Herrscher wurden dann die Hindus stark verfolgt, bis es dann schlussendlich unter portugiesische Kolonialherrschaft viel, die sich über 450 Jahre, bis 1961, erstreckte, wodurch Goa heute eine ganz besondere kulturelle Prägung aufweisen kann.

Nachdem 1947 das „britische“-Indien unabhängig wurde, verstärkte sich der Druck auf die portugiesischen Kolonien immer mehr. Unabhängigkeitsbewegungen wurden von den Portugiesen nicht selten gewaltsam aufgehalten, bis dann aber am 18. Dezember 1961 indische Truppen in Goa einmarschierten, die den Briten haushoch überlegen waren. 26 Stunden dauerte der Angriff, bis die portugiesischen Kolonialherren, gegen den Willen Lissabons, kapitulierten.

Wie macht der Zug…

Langsam, ruck für ruck, setzte sich der Zug in Bewegung. Mit Mumbai als Ziel. Immer schneller und schneller. Wir überholen einen Zug, der vollgestopft war Menschen und verließen Mangalore.

Auf einmal zucken wir zusammen. Eine unglaubliche Hitze strömte auf einmal an uns vorbei, verschwand aber genauso schnell wieder. Direkt neben den Schienen verbrannte Gras und Busch, vermutlich entfacht Felder, die leer gebrannt wurden.

Doch unentwegt bahnte sich der Zug vorwärts.

Immer wieder lagen kleinere Dörfer an den Schienen, in denen Kinder spielten und Ältere redeten.

Langsam sank die Sonne hinter die Berge, die sich in der Ferne in die Höhe zogen. Friedliche und ruhige Wälder ziehen sich an den Abhängen hinauf, bis hoch zum Horizont, als wollen sie die Sonne stützen und vor dem Untergehen bewahren.

Immer wieder schoben sich unbewegte Seen und Flüsse an uns vorbei, in denen sich erst noch die Sonne, bald dann aber die Sterne spiegelten.

Es wurde Dunkel und Nacht und bald waren nur noch Lichtpunkte auf der Erde zu sehen, die an uns vorbeirasten.

Dann überfuhren wir die Grenze nach Goa und waren kurz darauf an unserem Ziel.

Wir stiegen aus dem Zug und in ein Tuck Tuck und dann waren wir an unserem Strand in Palolem.

Palolem bei Nacht

Unser Etablissement, direkt vor dem Überdachten Teil sind die niedrigen Tische

Zunächst durchfuhren wir noch Indien, wie es nunmal ist. Dann verließen wir dieses Indien und waren, nun, irgendwo anders.

Es war belebt am Strand, nicht aber voll. Die einzigen Inder die wir sahen, waren die, die uns ansprachen, ob wir eine Unterkunft brauchen und am besten gleich bei ihnen mitkämen, sie hätten da was Billiges.

Ansonsten waren dort am Strand nur Menschen, die sich in den verschiedensten Sprachen unterhielten.

Der Strand an sich war sichelförmig, auf der einen Seite das Meer, es war Flut und das Wasser war nahe, auf der anderen Seite war ein Palmenwald, vor dem sich eine Wand aus Etablissements entlang zog. Aber es war nicht dicht zu gebaut, sondern offen, locker, frei und aus Holz. Meist war direkt am Strand eine Gastronomie und dahinter ein Hof, den kleine Hütten für die Gäste zum übernächtigten umringten.

Wir gingen am Strand entlang, auf der Suche nach unserer Herberge. Gesucht, gefunden und die Hütte bezogen und wieder raus, mit den Füßen das Wasser abtasten und in die Dunkelheit des Horizontes starren. Am anderen Ende des Strandes blitzten Lichter durch die Nacht und Musik schallte dumpf zu uns herüber. An unserem Ende endeten bald die Einrichtungen und zwei dunkle Anhebungen verdunkelten den Nachthimmel und ließen nur zwischen sich Sterne erblicken.

Dann aßen wir zu essen.

Natürlich gab es Naan mit Paneer Tikka Masala. Dabei war von „Plain Naan“, über „Butter Naan“, bis hin zu „Cheese Naan“ aber alles dabei. Wir saßen auf Bänken und Tischen, die nur knapp überm Boden waren und als die Teller fast leer waren, kam ein Hund an, setzte sich dicht an unseren Tisch und schaute mich mit seinen großen und traurigen großen Augen an. Ich aß meinen letzten Bissen Naan und schob ihm meinen Teller mit den Resten des Paneer Tikka Masala zu, den er sofort begierig abschleckte.

Wir saßen noch eine Weile am Tisch und gingen dann schlafen.

Palolem bei Tag

Am nächsten Morgen war das Meer, das letzte Nacht noch unserem Tisch gefährlich nahe kam, weit entfernt und ein ewiger Strand eröffnete sich vor uns.

Zwei Erhebungen der Erde, eine links, eine rechts

Wie in der Nacht bereits erkannt, erstreckten sich den ganzen Strand entlang Etablissements. Der einzige Unterschied war, dass nun vor diesen noch einige Liegen und Sonnenschirme standen.

Vor diesen, vor allem beim Zugang zum Strand, lagen viele Boote für Delfintouren bereit.

An unserem Ende des Strandes, endete diese bald, mit, wie ebenfalls in der Nacht bereits erkannt, zwei Anhebungen. Die eine zog sich vom Strand weg und erhob sich immer weiter. In Richtung Meer endete diese aber in einer kurzen ebene Fläche, bis sich eine kleine Insel aus dem Meer erhob. Eine Szenerie die dem einen oder anderem vielleicht aus dem zweiten „Jason Bourne“ Film bekannt ist.

Am Tag waren nun auch all die Menschen, die die unterschiedlichsten Sprachen sprechen, besser zu erkennen. Die meisten waren weiß und alt, oder weiß und nicht so alt. Es war nicht Menschenleer, aber auch nicht voll, überall waren leere Liegen und Stühle, mal mehr, mal weniger. Es war sehr angenehm in diesem Teil Goas.

Wenn man dann doch mal auf Inder traf, waren diese nicht unbedingt so indische gekleidet.

Mein Tagesablauf dort sah eigentlich ungefähr immer gleich aus. Ich bin aufgestanden, irgendwann, habe etwas gegessen, meist Naan mit einem Omelett. Und dann saß ich dort, hab gelesen, bin am Strand spaziert oder war im Wasser. Bis wir dann irgendwann zu Abend gegessen habe und ich noch  bis weit in die Nacht am immer näher kommenden und dann wieder verschwindenden Wasser  saß, während die Stühle und Tische im Etablissement bereits zusammengestellt wurden und die Bediensteten schlafen gegangen sind.

So liefen alle Tage im Grunde ab, mit kleinen Besonderheiten hier und da. Von zwei von diesen, möchte ich noch kurz erzählen.

Tabli

Ich erwähnte ja bereits den Hund, der am ersten Abend zu unserem Tisch kam. Der mit dem traurigen Blick. Der kam am zweiten Abend wieder. Aber erst als die Nacht schon fortgeschritten war. Ich saß auf einem Kissen und blickte hinaus aufs Meer, die Belegschaft hatte schon alle Tische eingeräumt, der Laden war zu, da tauchte er auf, lief vor mir umher, sah mich an, kam auf mich zu, und setzte sich neben mich in den Sand. Mein Blick wanderte wieder zum Horizont. Die Zeit verging, dann stand mein neuer Freund auf, machte einen Schritt auf das Kissen, drehte die für Hunde typische Runde und legte sich zusammengerollt neben mich, sein Rücken an mein Bein gedrückt.

Tabli!

So verlief das dann jeden Abend, mal war er früher schon da und saß nach einander bei verschiedenen Tischen, in der Hoffnung, etwas vom Essen abzubekommen, doch irgendwann kam er jedes Mal zu mir und legte sich zu mir, oder halb auf meine Füße. Oder auch mal unter meine Stuhl. Am zweiten Abend gab ich ihm einen Namen, Tabli, Trauriger Blick.

Und immer, wenn zu später Stunde dann doch nochmal jemand vorüber lief, sei es Mensch oder Hund, da begann er bedrohlich zu bellen und stand dafür meist auch einmal auf.

Einmal, da kam eine kleine Hundegruppe in die Nähe der Gastronomie, Tabli schlief auf meinen Füßen. Ich bewegte leicht meine Füße, weckte ihn so, und sofort ging das Gebell los und schnell waren die Eindringlinge  verscheucht.

Es war eine schöne Gesellschaft, unnervig, unkompliziert, aber sehr gemütlich.

Malerische Sonnenuntergänge

Wie ebenfalls erwähnt, gab es da an unserem Ende des Strandes diese zwei Erhebungen. Genau in der Mitte hindurch führte der Strand und endete dort mit vielen großen Steinen ins tobende Wasser.

Genau zwischen diesen Erhebungen, am Horizont hinter all den Steinen ging die Sonne unter. Langsam doch stetig näherte sich die Sonne dem Sonnenuntergang. Ich klettere die rechte Anhöhe über einige Steine ein Stück weit nach oben und mache es mir auf einem großen Stein gemütlich. Langsam füllten sich die Steine unter mir mit immer mehr Menschen.

Immer weiter näherte sich die Sonne ihrem Untergang. Auf einmal lag ein Schatten über mir. Ich blickte auf und über mir, einen Meter über meinem Kopf, schwebte ein Greifvogel in der Luft. Dann ging die Sonne unter und mit ihr verschwanden auch all die Leute auf den Steinen. Als ich dann auch ging, war die Flut schon am Kommen und der Rückweg war voller Wasser, doch über die Knie reichte es nicht.

Die Rückreise

Nach einigen Tagen der Entspannung endete dann unsere Reise. Wieder mit dem Zug, erst schlafend durch die Nacht, dann noch am Tage und nochmal mit einem Bus durch die Nacht und wir waren wieder in Vilathikulam und ein sehr besonderer Urlaub ging zu ende.

Abschließende Worte

In den zwei Wochen sahen wir unglaublich viel. Wir kamen entlang wunderbarer Natur und sahen beeindruckende Gebäude von Menschenhand geschaffen. Doch ganz gleich wohin wir auch kamen, überall waren die Probleme Indiens zu sehen. Überall liegt Müll in der Welt, die Straßen sind vollgestopft und die riesige Kluft zwischen Arm und Reich wird einem immer wieder bewusst.

Wir haben in diesen zwei Wochen Orte gesehen und besucht, die andere einheimische nicht sehen werden, für Geld, dass manche vielleicht in ihrem ganzen Leben nicht zur Verfügung hatten. Ein kleines indisches Vermögen, doch erschreckend wenig umgerechnet in Euros. Und die Inder, die wir auf unseren Reisen getroffen haben, mit denen wir im Zug geredet haben, die neben uns auf Aussichtsplattformen standen, das waren alles Menschen mit Geld, mit viel Geld, die sich sowas leisten können. An all den anderen, dem Großteil der Bevölkerung, die die an den Schienen mit dem Ball spielen, aber auch glücklich scheinen, an denen sind wir nur mit dem Zug vorbei gerast, auf dem Weg zum nächsten Ziel.

Dennoch waren es zwei Wochen, die ich durch nichts eintauschen wollen würde und all die Orte, die wir besucht haben, kann ich jedem nur weiter empfehlen.

Auf bald,

Lukas


Was zuvor geschah
V. Etappe – Von Zwiespalt, Sternen und wärmendem Feuer / Madikeri


Die ganze Reise auf einen Blick
Die Reiseübersicht

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Das Ersinnen des Essen https://blogs.donboscovolunteers.de/lukasinindien/das-ersinnen-des-essen/ Tue, 15 Jan 2019 09:46:07 +0000 http://21556.297 Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht gefragt werde, ob ich bereits gegessen habe. Meist bin ich dann genau auf dem Weg, eben jenes zu tun. Und laufe ich dann dieser Person, nachdem ich gegessen habe, wieder über den Weg, dann kommt zu sehr hoher Wahrscheinlichkeit, erneut die Frage, ob man denn jetzt gegessen […]

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Puri, Nudeln, Idli, Idiyappam (von oben links im Uhrzeigersinn)

Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht gefragt werde, ob ich bereits gegessen habe. Meist bin ich dann genau auf dem Weg, eben jenes zu tun. Und laufe ich dann dieser Person, nachdem ich gegessen habe, wieder über den Weg, dann kommt zu sehr hoher Wahrscheinlichkeit, erneut die Frage, ob man denn jetzt gegessen hat. Oder sind wir zur Mittagszeit in der Grundschule oder auf dem Weg von ihr nach Hause und kommen an einer Gruppe vorbei, die draußen etwas essen, dann werden wir immer gefragt, ob wir nicht mit ihnen etwas wollen. Und als wir in unserer Anfangszeit mit dem Direktor sprachen meinte der, wir sollen uns regelmäßig wiegen und solange unser Gewicht gleich bleibt, am besten aber zunimmt, ist alles gut, und sollten wir mal zu einer Mahlzeit nichts essen oder nur wenig, werden wir gleich gefragt, ob es los sei und das wir etwas essen sollen. Am Tisch direkt, werden wir dann eigentlich immer mit „Take, Take“, oder „Take some more“ dazu aufgefordert, mehr zu essen oder neues auszuprobieren.

Essen hat in Indien einen besonderen Standpunkt. Und das zu Recht, denn ohne Essen würden wir keine neue Energie aufnehmen und bald zu nichts mehr in der Lage sein. Und im Grunde ist es auch eine Statusanzeige, je variabler, je besser schmeckend, je besser und es ist etwas, auf das alle recht einfachen Zugriff drauf haben, um etwas draus zu machen.

Essen – eine besondere Erfahrung

Ein bei uns im Projekt typisches Mittagessen. Reis mit Sambar und ein paar angebratenen Karotten, bzw in diesem Fall noch mit etwas, was nach irgendwie fritierten Blumenkohl schmeckt.

Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass dem Akt des Essens eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Während unseres Urlaubs über Silvester verbrachten wir zwei Nächte in einem kleinen Rainforest Retreat. Dort erzählte eine der Mitarbeiterinnen, dass es darum geht, dass Essen nicht nur zu schmecken, sondern mit allen Sinnen zu erfahren, quasi das Essen zu ersinnen.

Das ist auch der Grund, warum mit den Händen gegessen wird, denn neben dem offensichtlichen, dem Schmecken und Riechen des Essens, soll das Essen auch erfühlt werden und das geht eben nur mit den Händen. Da die linke Hand als unrein gilt, wird hier aber hauptsächlich die rechte benutzt.

Dosai mit Kokosnuss-Chutney

Neben dem fühlen kommt dann auch noch das hören dazu. Es soll gehört werden, wie das Brot gebrochen wird, wie es sich in der Soße vollsaugt und im Mund zermalmt wird, was aber kein Grund ist, mit offenem Mund zu essen.

Als letzter Sinn sollen dann auch noch die Augen angesprochen werden. Daher wird oft auf großen Platten oder Bananenblättern gegessen und viele verschiedenfarbige Soßen oder angebratenes Gemüse oder andere Speisen, auf einer großes Fläche, aufgetischt.

Chapati mit Sambar

Um nun auch wirklich mit allen Sinnen das Essen zu genießen, sollte man auch nicht durch andere Dinge, wie ein Handy, einen laufenden Fernseher oder andere Arbeit, vom Essen abgelenkt werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt beim Essen ist, warum in Indien eigentlich im Schneidersitz sitzend auf dem Boden gegessen. Das soll dafür sorgen, dass das Blut nicht in die Beine rauscht, sondern gezielt auf Höhe des Magen bleibt, um möglichst viel aus der Nahrung zu machen.

Auch sie sagte dann nochmal, dass das Essen eine gemeinschaftliche Angelegenheit ist. Man isst und kocht eigentlich nicht nur für sich allein, sondern teilt das Essen mit anderen.

Das indische Essen

Naan und Paratha mit Paneer butter masala

Einer der Hauptbestandteile des Essens ist Reis. Mittags gibt es eigentlich immer nur Reis, zumindest bei uns. In verschiedensten Arten wird er zubereitet und erweitert. Am Abend und am morgen gibt es zwar auch immer in einem der Töpfe Reis, aber auch meistens Fladen (zumindest bezeichne ich sie als solche) oder andere köstlichkeiten. Aber vieles, was vielleicht auch nicht direkt nach Reis aussieht, besteht aus Reismehl. Vor allem bei den Fladen gibt es einige, die aber auch aus anderen Dingen, wie Weizenmehl bestehen. Dazu gibt es dann verschiedene Soßen, die eigentlich immer mit verschiedenem grünen, Gemüse und Gewürzblättern, bestückt und teilweise auch mit Fisch oder Fleisch ergänzt sind. Oft gibt es dann auch noch direkt, angebratenes Gemüse, Fisch und Fleisch auf dem Tisch.

Biryani

Geht man durch die Straßen, so sieht man überall kleine Kiosks, die verschiedenes Frittiertes anbieten. Teilweise sind es eher Herzhafte Kringel oder Kugel, manchmal sind es aber auch süße Stückchen. Vor diesen Läden stehen oft größere Menschenansammlungen und trinken Tee.

Dabei handelt es sich meist um einen sehr leckeren Milchtee, den sogenannten „ChaiTea“. Das ist Schwarztee, mit einem Schuss Milch und ein paar anderen Gewürzen wie Kardamom, Ingwer, Fenchel oder Anis.

Hier im Projekt bekommen wir neben dem „ChaiTea“, der auch das Nationalgetränk Indiens ist, andere Teearten, wie LemonTea oder IngwerTee, die von unserer Köchin Amma in einem Sieb immer direkt zusammen gemischt werden.

Parotta

Neben Amma, die das Essen für die Community kocht, ist unser zweiter Essensspezialist Father Monsingh, der neben dem, das einfach alles gesund ist und wir daher alles essen sollten, immer wieder kleine Dinge am Esstisch zusammenbastelt. So kann ich jedem nur empfehlen, die richtige Menge Salz in ein Glas SevenUp zu kippen, um einen „total different taste“ zu erleben und ein brühendheißes, frisch gebratenes Spiegelei mit ganz viel Pfeffer ist gut gegen Halsschmerzen.


Ein kleines Essens 1×1

Naan
Einer der angesprochenen Fladen, gibt es in der Variante mit Butter oben drauf und Käse überbacken. Nicht unbedingt direkt typisch für die Gegen hier und gibt es daher eigentlich nur in Hotels

Paratha
Eine andere Art von Fladen aus Weizenmehl

Braunes Dosai mit Kokosnusflocken

Paneer
Ein indischer Frischkäse

Masala
Überbegriff für Gewürzmischungen

Panner butter masala
Eine Soße, bzw. ein Dipp für die Fladen.

Sambar
Die vielleicht häufigste Soße Indiens. Wird sowohl zu Reis als auch zu Fladen serviert.

Dosai
Ein Fladen aus Reis. Gibt es auch in Versionen mit Füllung.

Chutney
Eine Cremig-Flüssige Soße, die in verschiedenen Formen vorkommt. Die häufigste Form ist Kokosnuss-Chutney, das zu eigentlich allem mit serviert werden kann. Dann gibt es auch noch beispielsweise TomatenChutney, grünes Chutney aus beispielsweise Minzblättern oder braunes Chutney.

Chapati
Ein Fladen aus (traditionell zumindest) vollkorn Weizenmehl.

Biryani
Ein herzhaftes Reisgericht. Der Reis wird vor dem Garen angebraten. Das besondere an gutem Biryani ist, dass ein genauer Garpunkt von verschiedenen Zutaten erreicht werden muss, damit alles perfekt miteinander harmoniert.

Puri
Ein in siedenem Öl gebackenes Fladenbrot.

Idli
Kleine Küchlein aus Uhrbohnen und Reis, in Dampf gegarte Küchlein, ein typisches südindisches Gericht.

Idiyappam
Ein ebenfalls in Dampf gegarter Teig, bestehend aus Reismehl, der zuvor in Nudelform gepresst wurde.

Parotta
Ein Fladenbrot aus Südindien, dass mit Paratha aus Nordindien gleichheiten hat. Der Teig aus Weizenmehl und Öl wird durch gekontest durch die Luft schleudern extrem dünn, dann zusammengelgt und aufgerollt und zuletzt in Öl gebacken.

Wenn es die nächste Zeit andere Speisen zu essen gibt, werde ich diesen Beitrag mit weiteren Bildern versorgen und die Liste ergänzen.


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„Indisch“

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