In Bolivien ist jetzt der Winter angekommen und somit hatten unsere Kinder zwei Wochen Winterferien. Wie auch das letzte Mal sind einige der Kinder nach Hause gefahren und die übrigen sind mit uns auf ein Sommerlager gefahren. Wie auch im Dezember bin ich mit den kleinsten Kindern nach San Carlos auf die Granja San Jose gefahren. Mit 25 Kindern haben wir zwei Wochen zusammen dort gelebt und Spaß gehabt.

Die Granja San Jose liegt außerhalb des kleinen Dorfes San Carlos ungefähr zwei Stunden von Santa Cruz und hat zwei große Schlafräume, einen Comedor und nahe gelegen Kuh- und Schweineställe. So wie immer lieben die Kinder es in der Natur zu sein, die Kühe zu besuchen und mit den Steinschleudern vergebliche Versuche zu starten Vögel zu treffen.  Eine lange Wanderung durch den Urwald war für die Kinder zwar anstrengend aber genauso lustig. Die Auszeit des Hogaralltags tut ihnen allen sehr gut.

Ansonsten sind die zwei Wochen wie im Fluge vergangen. Die Tage waren gefüllt mit verschiedensten Aktivitäten, sowie Schatzsuche, Mandarinen sammeln, Plätzchen backen und Wasserolympiade. Besonders viel Spaß macht es den Kindern mit uns zu kochen, somit haben wir mit jedem seine Pizza geformt und in den Ofen geschoben. Ebenfalls eine besondere Aktivität war das Batiken der T-Shirts. Jeder hat sein T-Shirt eifrig zusammen geknoten und dann, solange die Geduld reichte, in die Farbe gehalten. Die Resultate sind wirklich schön geworden und wurde auch die ganze Woche eifrig getragen, so viel zum Beispiel am Sonntag zum üblichen Messbesuch.

Das Highlight der Woche für die Jungs waren die zwei Ausflüge zum Fluss. Morgens früh wurde der Laster bestellt um uns, samt Mittagessen, zum nahe-gelegenen Fluss Surutu zu fahren. Dort angekommen haben wir den ganzen Tag im Wasser und Schlamm gespielt, bis wir alle verbrannt und müde waren. Ob Fussball am Strand oder einfach einsulen im Schlamm, bis man von Kopf bis Fuß bedeckt ist, die Kinder waren so glücklich und euphorisch, wie ich sie selten gesehen habe.   Die Jungs fanden es auch super toll mit den vorher gestohlenen Mückenschutz der Fenster Fische zu fangen und in einer Flasche nach Hause zu bringen. Dort wurden sie dann ausgelegt, frittiert und gegessen. Die Grösse der Fische war jedoch nicht so üppig, so dass jeder Fisch eigentlich nur ein Biss war. Die Monstermückenstiche, die dann Krankenschwester Bärbel am Abend kurieren durfte, waren den Spaß des Tages echt wert.

Lagerfeuer darf für ein echtes Sommerlager auch nicht fehlen und natürlich haben wir alle eifrig Holz gesammelt, um Stockbrot und Würstchen danach zu grillen. Für den letzten Abend haben wir uns dann etwas besonderes ausgedacht, um das Lagerfeuer mal etwas zu verändern. Wir haben es „noche de deseos“, also die Nacht der Wünsche, genannt. Nach dem Essen hat jeder auf einem Stückchen Papier seine Träume und Wünsche festhalten dürfen. Dabei kam vieles verschiedenes zusammen, von Arzt werden, zu Priester werden, über sich verheiraten bis zu eine eigene Familie gründen. So verschiedenen die Jungen sind, so verschieden sind ihre Wünsche und Träume. Anschliessend durften sie dann alle zum Lagerfeuer kommen. Zuerst wurde die alte und kaputte Kleidung ins Feuer geworfen, als Zeichen der negativen Eigenschaften, die alle versuchen abzulegen. Daraufhin kamen die Zettel mit allen Hoffnungen und Träumen ins Feuer und wurden mit einem Gebet nach oben geschickt. Alle haben eifrig in die tausenden Sterne geschaut, die in dieser Nacht leuchteten. Jedes Mal, wenn sie den Blick heben und die Sterne sehen, werden sie sich an diese Nacht und hoffentlich auch an ihre Träume erinnern. Der Abschluss des Abends war ein kleines Feuerwerk für die Jungs, um neue Kraft zu schöpfen und fröhlich ins Bett zu springen. Wir Leiter waren alle sehr erstaunt wie gut die Jungs mitgemacht haben und hoffen, dass vielleicht ein paar dieser Träume in Erfüllung gehen. 

Für mich war dieses Sommerlager auch mit die letzte große Aktion mit meinen lieben Jungen, da bald meine Zeit hier zu Ende geht. Ich bin absolut dankbar für alles, was ich erfahren durfte hier und hoffe, dass ich diesen Kindern etwas kleines mitgeben konnte, und wenn es nur der Blick zu den Sternen ist und die Hoffnung, dass ihre Träume sich erfüllen werden.