Anna und Lydia in Indien

Erfahrungen aus einem faszinierenden Land

Reiseabenteuer Teil 1 – Ooty und Coimbatore

Nach eineinhalb wunderschönen Monaten im Projekt haben wir unsere ersten freien Tage für einen Kurztrip genutzt. Weil wir ja auch in Zukunft noch viel von Indien sehen und euch daran Teil haben lassen wollen, haben wir uns eine neue Blogreihe überlegt.

Wir werden in Zukunft über unsere Reisen einen kurzen Steckbrief verfassen und weil Bilder mehr als tausend Worte sagen, euch unsere schönsten Impressionen in einer Galerie zeigen. Für die Lesefreudigen unter euch gibt es nach den Kurzinfos und vielen Fotos diesmal noch einen ausführlichen Reisebericht.

Wohin ging’s?

Mit dem 8stündigen Nachtbus nach Coimbatore in das dortige Don Bosco Projekt, von da aus weiter in die Nilgiri Berge nach Ooty, übernachtet in Kottagiri und über Ooty und Coimbatore wieder nach Hause

Wie lange?

Ganz spontaner dreitägiger Kurztrip

Das haben wir alles gesehen:

Coimbatores Großstadtleben, indische Supermärkte, Basare, das Don Bosco Projekt Anbu Illam in Coimbatore (wo wir zwei Mitvolontäre besuchten), die Nilgiri-Berge und die Stadt Ooty, wo wir uns den botanischen Garten, die Commercial Road, das Boat House am See, die Tea-Factory uvm. angeschaut haben

Schon gewusst…

Die auf 2200 Meter liegende Stadt Ooty wurde von englischen Siedlern aufgrund des moderaten Klimas (als wir da waren, hatte es knapp 20 Grad) mitten in der faszinierenden Umgebung der Nilgiri Berge gegründet und ist berühmt für Schokolade und Tee.

Das erste Mal…

Ein Urlaub der ersten Male. Wir sind zum ersten Mal alleine gereist, Nachtbus gefahren, im indischen Supermarkt gewesen, erstes Mal Rikscha gefahren, haben das erste Mal Affen in freier Wildbahn gesehen, das erste Mal Weiße (ausgenommen der Volontäre) getroffen, Dampflok gefahren und wir hatten hier das erste Mal das Gefühl, nach einem Urlaub nach Hause zukommen.

Foodporn:

In Ooty verkaufen viele Bauern frisch geerntete Karotten am Straßenrand. Wie wir uns von den Einheimischen abgeschaut haben, werden sie dann als Snack gleich gegessen 🙂

Karotten-Snacks

Karotten-Snacks

 

Man bemerke den zufällig perfekt in die Kamera gerichteten Blick des Reiters

Man bemerke den zufällig perfekt in die Kamera gerichteten Blick des Reiters

Das hat uns zum Lachen gebracht…

Wir wollten uns das Bootshaus und den See in Ooty anschauen. Auf dem Weg dahin begegneten wir einem Pferd samt Reiter mitten im Straßenverkehr von Ooty. Da wir so etwas das erste Mal sahen und es ziemlich witzig aussah, wollten wir heimlich ein Selfie machen, während er im Hintergrund vorbei reitet. Also haben wir schnell abgedrückt und gedacht, er hätte es nicht gemerkt. Später beim Anschauen haben wir entdeckt, dass er genau dann in die Kamera geschaut hat und wir hatten ordentlich was zu lachen.


Überrascht hat uns…

Genauso witzig und für uns überraschend war das „Boat House“, wohin dieser Reiter vermutlich auf dem Weg war. Es stellte sich nämlich heraus, dass es sich dabei um einen kleinen Freizeitpark handelt. Von Autoscooter, 7D Cinema (was das genau ist, haben wir leider nicht herausgefunden 😉 ), Mini-Achterbahn, nicht gruseligem Horrorhaus über Paintball (wobei nur auf Flaschen geschossen wird) gab es hier viele Möglichkeiten, die wohlhabenderen Kids glücklich zu machen. Wir haben uns ziemlich amüsiert, wie die teilweise auch älteren Kinder und Jugendliche bei einem Fahrgeschäft geschrieen haben, das einer langsameren und viel kleineren Version der Wilden Maus ähnelte.

Das gibt es vermutlich so nur in Indien:

Hätte mir jemand in Deutschland erzählt, dass er mit einem Bus voller Fahrgäste auf einer Passstraße in eine beinahe 180° Kurve mit mindestens 50 km/h fährt und dabei noch in der Kurve einen anderen Bus überholt, dann hätte ich gelacht und denjenigen als Schwätzer abgetan. Auf der Busfahrt hoch nach Ooty ist uns das aber ein paar Mal passiert. Kurz vor der Kurve wird als Warnsignal für entgegenkommende Lkws kräftig gehupt und dann nochmal ordentlich Gas gegeben. Das absolut neue Busfahrgefühl wird dadurch verstärkt, dass die meisten Busse mit Lautsprechern ausgestattet sind, von denen vor allem abends der ganze Bus mit tamilischer Partymusik beschallt wird. Zusätzlich wird diese Atmosphäre durch super coole, blinkende Leuchtketten abgerundet.

Wir haben viele Umweltschutz-Schilder gesehen, die für einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Natur und plastikfreie Nilgiri-Berge werben

Wir haben viele Umweltschutz-Schilder gesehen, die für einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Natur und für plastikfreie Nilgiri-Berge werben

Darauf hätten wir verzichten können…

…auf den Müll, der sich trotz vieler Umweltschutz-Schilder vielerorts ansammelt und die wunderschöne Landschaft verschmutzt.

 

Das hätten wir gern vorher gewusst…

Auch wenn weit und breit keine Busstation in Sicht ist, lohnt es sich nachzufragen, ob nicht doch irgendwo ein Bus abfährt. Denn wir haben uns nach kurzem Handeln eine Rikscha gegönnt, um vom einen Ende von Ooty zum See zu kommen. Für die Rückfahrt haben wir nochmal genauer nachgefragt und sind mit dem Bus zurück, was uns dann nur ein Zehntel des Rikscha-Preises gekostet hat.

Dafür hat die Zeit leider nicht gereicht…

Leider sind wir erst abends in Kottagiri (ein Ort nahe Ooty) in der Mount Don Bosco Jugendherberge angekommen, hundemüde ins Bett gefallen und am nächsten Morgen nach einem schönen Sonnenaufgang auf dem Mount Don Bosco direkt wieder weitergezogen, sodass wir nicht die Zeit hatten, die unglaublich schön gelegene Jugendherberge richtig zu erkunden und die Aussicht mehr zu genießen.

Wir haben gelernt…

… Selfies zu machen. Denn wir wurden so oft von indischen Touristen in Ooty um ein Foto gebeten, sodass wir jetzt wahrscheinlich wahre Selfie-Queens sind. 😉
Anscheinend ist es eine Art Statussymbol, Fotos mit Weißen zu haben. Bisher waren die Begegnungen aber immer sehr lustig.

Da hatte der Reiseführer leider unrecht…

Ein vom Reiseführer empfohlenes Restaurant erfüllte die versprochenen Lake-View zwar nur von der Toilette aus, servierte dafür aber exzellentes Essen. 😉

Annas Lieblingsfoto:

Aussicht ausm Busfenster auf dem Weg nach Ooty

Aussicht aus dem Busfenster auf dem Weg nach Ooty – Fast wie im Allgäu 😉

Lydias Lieblingsfoto:

Ein Foto, das den Moment während der Zugfahrt gut erfasste: Natur, alte Brücken, Berge, blaue Bahn und Menschen, die aus dem Fenster schauen

Ein Foto, das den Moment während der Zugfahrt gut erfasste: Natur, alte Brücken, Berge, blaue Bahn und Menschen, die aus dem Fenster schauen oder auf dem Trittbrett hocken

Unser Geheimtipp:

Die Nilgiri-Blue-Mountain-Schmalspurbahn, die mit ca. 10 km/h Touristen vom Fuß des Berges hinauf nach Ooty und wieder zurück befördert und zum Unesco-Welterbe gehört. Hier unser Geheimtipp: Auch wenn alle behaupten, dass der Zug schon lange ausgebucht ist und es eine Riesenschlange vor dem Bahnhof gibt, lohnt es sich woanders nachzufragen. Und auch wenn das sog. „Reisebüro“, zu dem uns ein freundlicher Inder führte und in dem wir zu einem Preis von umgerechnet 43 Cent zwei Tickets ergatterten, sehr unseriös wirkte und wir schon dachten, beschissen worden zu sein, bestätigte uns ein Railway-Officer, dass wir echte Tickets besitzen. Also niemals von Äußerlichkeiten täuschen lassen!

Lydias Highlight & Annas Sahnehäubchen

Wir sind uns mehr als einig, dass die Fahrt mit der Zahnradbahn von Ooty nach Metapolium, für die wir glücklicher Weise noch die zwei Tickets bekommen haben, unser Highlight der Reise war! Die Dampflock fährt auf dem 46 km langen Strecke vom Berg ins Tal mitten durch die Berge, vorbei an Tee-Plantagen, Dschungel, Reisfeldern, Eukalyptuswäldern und Bergbächen. Das extreme Gefälle überwindet die Bahn mithilfe eines extra in der Schweiz angefertigtem Zahnstangensystems.
Wir hätten nie gedacht, dass wir innerhalb von 3 Stunden so viele unterschiedliche Ausblicke auf die Landschaft bekommen. Außerdem konnten wir bei einem Stopp, um Kühlwasser nachzufüllen, viele Affen aus nächster Nähe sehen!

Wir haben auf dieser Fahrt so vielfältige Eindrücke bekommen, die man nur schwer in Worte fassen kann. Deswegen folgt jetzt die Bildergalerie, angefangen mit Fotos aus Coimbatore. Die meisten Fotos sind aber auf der dreieinhalbstündigen Fahrt entstanden. Doch auch diese können nur einen sehr kleinen Teil unserer Wahrnehmung widerspiegeln.

 

Wenn ihr jetzt nicht schon genug Informationen habt, sondern noch genauer wissen wollt, was wir so gesehen haben, folgt hier der ausführliche Reisebericht:

 

Spontaner Trip in ein ganz anderes Indien

Was tut man, wenn man als Volontär in Indien dreieinhalb Tage frei hat, weil die Jugendlichen nach Hause fahren und man das erst einen Tag vorher erfährt? Ausschlafen, Serien schauen und drei Tage nichts tun?

Nicht wenn man Lydia & Anna heißt.

Ganz spontan haben wir unsere Fathers gefragt, ob wir einen Ausflug machen können und da wir von Annas und Maries Blogeinträgen über Coimbatore und Ooty ganz begeistert waren, stand unser Ziel schnell fest.

Also mit unserem Father Bustickets gebucht, Rucksäcke geschnappt und ohne größeres Zögern Sonntagabend in den Bus nach Coimbatore gestiegen. 8 Stunden und gefühlte 100 Versuche richtig zu schlafen später dann die Ankunft um halb 5 morgens in Coimbatore. Zum Wachwerden erst mal ein Kaffee und dann losgestapft zur Don Bosco Mission Anbu Illam. Obwohl es unglaublich spannend zu sehen war, wie eine indische Großstadt langsam erwacht, waren wir ziemlich froh als wir nach kurzem Fußweg sicher bei der Don Bosco Einrichtung ankamen und nochmal ein wenig schlafen konnten.

 

Hier ein kleiner Teil des riesigen Kaufhauses in Coimbatore

Hier ein kleiner Teil des riesigen Kaufhauses in Coimbatore

Zum Frühstück dann Fabian und Jonathan wiedergesehen, die dort knapp 100 Jungs betreuen. Den Tag über hatten wir Zeit, uns mit den beiden über unsere Erfahrungen austauschen. Auch konnten wir das Projekt dort ein wenig kennen lernen. Nachmittags nahmen uns Jonathan und Fabian mit in die Stadt und zeigten uns ihren Lieblings Snack-Verkäufer, den Markt von Coimbatore, die vielen Läden in einer Art Fußgängerzone und ein großes Kaufhaus, in dem man mit genügend Geld viele tolle Stoffe kaufen kann. Auch einen kurzen Abstecher in einen indischen Supermarkt ließen wir uns nicht entgehen und staunten über die große Auswahl an Produkten im Vergleich zu den kleinen Shops in Vilathikulam. (Es gab tasächlich Nudeln!)

Indischer Supermarkt mit großen Sortiment, das sogar Nudeln beinhaltet

Indischer Supermarkt mit großen Sortiment, das sogar Nudeln beinhaltet

Zurück im Projekt überlegten wir uns am darauffolgenden Tag nach Ooty zu fahren, da diese mitten in den Nilgiri-Bergen liegende Stadt nur wenige Stunden entfernt ist. Durch die fabelhafte Unterstützung der Fathers in Coimbatore und unseren Fathers war das auch so spontan noch möglich.

 

Auf nach Ooty

Aussicht

Mit dem Bus mitten durch die Berge, vorbei an einigen kleineren, am Berg liegenden Dörfern in Richtung Ooty

Am nächsten Tag wurden wir um 5 Uhr morgens mit der Rikscha zum Busstand gefahren. Es war unsere erste Rikscha-Fahrt in Indien 🙂 Ein lustiges Erlebnis, auch wenn wir noch ziemlich müde waren. Die 3 stündige Busfahrt habe ich größtenteils genutzt um Schlaf nachzuholen bis Lydia mich zum Glück geweckt hat, damit ich die wahnsinnige Aussicht nicht verpasse.

 

Mit dem Bus ging es viel zu schnell um enge Kurven durch die schöne Landschaft. Unten im Bild sieht man auch zwei Affen toben

Mit dem Bus ging es viel zu schnell um enge Kurven durch die schöne Landschaft. Unten im Bild sieht man auch die Affen toben.

Mit waghalsigen Überholmanövern, bei denen unser Busfahrer in einer 180 Grad Kurve noch einen anderen Bus überholte, schlängelten wir uns zu der auf 2200 Meter liegenden Stadt hinauf. Dabei bekamen wir nicht nur unzählige Teeplantagen und wunderschöne Hügelketten, sondern auch ganz viele Affen zu sehen, die munter um die Straße herumsprangen.

 

In Ooty angekommen wurde uns der Höhenunterschied erst richtig bewusst. Während wir in Coimbatore bei über 30 Grad noch geschwitzt haben, waren unsere kurzärmligen Churidas und Birkenstocks für Temperaturen zwischen 15 und 20 Grad doch ein wenig frisch.

 

Wir verschafften uns erst einmal einen Überblick und schlenderten die Commercial Road entlang. Ooty wurde von Englischen Siedlern aufgrund des moderaten Klimas mitten in der faszinierenden Umgebung der Nilgiri Hills gegründet. Diesen Ausblick auf die Berge genossen wir mit leckerer Homemade-Chocolate, die uns ausnahmsweise mal nicht zwischen den Finger zerlief 🙂

Botanische GartenAls ersten Sightseeing Punkt erkundeten wir den Botanischen Garten, der zu unserer Überraschung sehr gut besucht war. Eine Menge indischer Touristen machte hier Selfies mit den zahlreichen wirklich schönen Pflanzen und Blumen oder verbrachte den Vormittag auf der großen Rasenfläche. Es war eine interessante Erfahrung, beispielsweise eine Gruppe nordindischer Jugendliche ausgerüstet mit Selfiesticks, Smartphones und teuren Kameras zu treffen, verglichen mit den einfachen Verhältnissen, aus denen unser Hostel-Boys kommen.

Im Botanischen Garten

Im Botanischen Garten

Nach einer kleinen Runde durch den 22 ha großen Park und einigen „Can I take a photo with you?“-Bekanntschaften, die uns das Gefühl gaben, wir wären neben den Blumen die Hauptattraktion für die vielen indischen Touristen, machten wir uns auf den Weg zum Tibet Market, der jedoch leider nicht so eindrucksvoll war, wie erwartet. Trotzdem war es interessant zu wissen, dass auch in Indien Wollmützen und Schals verkauft werden, mit denen viele Leute in Ooty tasächlich rumgelaufen sind.

Mit langsam knurrenden Mägen machten wir uns auf zum Boat House am Lake Ooty. Da Ooty weitläufiger ist, als vermutet, haben wir uns dafür eine Rikscha genehmigt. Nach kurzem Handeln dachten wir mit 100 Rps einen guten Preis erlangt zu haben, doch wie sich später herausstellte kommt man mit Busfahren 10mal billiger weg, aber solche Erfahrungen gehören ja zum Reisen dazu.

Für das Mittagessen haben wir uns ein nordindisches Restaurant rausgesucht, dass die im Reiseführer versprochene Lake-View zwar nur von der Toilette aus erfüllte, dafür aber wirklich exzellentes Essen zum Preis von umgerechnet etwa 1,50€ pro Gericht serviert hat. Hmmmmh 🙂

Gut gestärkt erkunden wir dann das Boat House, das sich als unglaublich witziger Freizeitpark entpuppte. Hier gab es von Airbrush Tatoos über kleine Achterbahnen, 7D Cinema, (nicht wirklich gruselig aussehendem) Horrorhouse, Schießanlage, bis hin zu Motor-/Tretboot-Anlagen alles, was ein Kinderherz begehrt. Natürlich auch Eis, Zuckerwatte und Souvenir-Shops. Wir kamen aus dem Umschauen gar nicht mehr raus, weil sich das Treiben in diesem Vergnügungspark so stark von unseren bisherigen eher ärmlichen Eindrücken aus Vilathikulam unterschied. In Indien gibt es eben nicht nur die ärmere Landbevölkerung, wie wir sie bisher kennengelernt haben, sondern auch eine immer breiter werdende, wohlhabende Mittelschicht.

Am Spätnachmittag machten wir uns dann auf den Weg nach Kottagiri, wo unsere Fathers uns eine Übernachtungsmöglichkeit in der Mount Don Bosco Jugendherberge arrangiert haben. Dort wurden wir unglaublich herzlich aufgenommen, fielen aber nach dem Abendessen hundemüde ins Bett. Am nächsten Morgen machten wir uns unmittelbar nach dem Sonnenaufgang, für den es sich gelohnt hat etwas früher aufzustehen, wieder auf den Weg zurück nach Ooty.

 

Tea - FactoryMit unseren inzwischen recht guten Busfahrkenntnissen gelangten wir zur nahegelegenen Tee-Factory und hatten damit ein echtes Highlight für uns entdeckt. Kostenlos bekamen wir hier eine kleine Führung durch die Produktionshalle mit Erklärungen, wie der Tee hergestellt wird, durften unterschiedliche Sorten probieren und kauften dort dann auch Tee und Schokolade, die ebenfalls dort hergestellt wird, als kleines Dankeschön für die Fathers.

 

Zurück im Zentrum von Ooty versuchten wir bei der Railway Station ein Ticket für die heißbegehrte Zahnradbahn zu ergattern, von der auch Anna und Marie ziemlich geschwärmt haben. Hier haben wir bereits am Vortag und Morgen ewig gewartet und nichts erreicht. Diesmal sah es wirklich so aus, als würden wir den Bus zurück nehmen und auf die Fahrt mit der Dampflock verzichen müssen. Aber wie durch ein Wunder (naja eher durch einen Geheimtipp eines freundlichen Inders) erhielten wir in einem unseriös wirkenden Reisebüro, das sich etwas entfernt von der Railway Station, ganz versteckt unter einem Klamottenladen befand, doch noch zwei Tickets. Misstrauisch wie wir sind, dachten wir, man hätte uns über den Tisch gezogen, da so einfach und für gerade mal 32 Rupees (= 43ct) das unmöglich zwei wirkliche Tickets sein konnten. Aber als wir einem Railway Officer die Tickets zeigten, befanden wir uns plötzlich schon in der Schlange für den nächsten Zug nach Metapolium.

 

Jackpot – denn die Fahrt war wirklich unglaublich! Wir starteten zwar mit Regen aber trotzdem war die Aussicht aus dem ca. 3m2 großen Zugabteil, dass wir mit 10 freundlichen Indern teilten einfach umwerfend. Ganz oben sah es durch die Wälder fast aus wie im Allgäu nur mit saftigerem Grün und zahlreichen Teeplantagen. Je weiter man den Berg hinabfuhr, desto wärmer wurde es wieder. Dadurch veränderte sich natürlich auch die Vegetation stark. So bekamen wir innerhalb der 3 Stündigen Fahrt Teeplantagen, Dschungel, Felswände mit kleinen Wasserfällen, Kuhweiden, Flüsse, kleine und größere am Berg erbaute Städte und Dörfer mit winkenden Bewohnern, Bananen- und Palmplantagen und das uns schon bekannte trockeneren Landschaftsbild zu sehen. Zwischendurch stoppte die über 100 Jahre alte Dampflok an kleinen Bahnhöfen, um Kohle und Kühlwasser nachzufüllen, sodass man ab und zu aussteigen konnte, um sich einen kleinen Snack zu holen oder Fotos mit den an Menschen gewöhnten Äffchen zu machen. Leider mussten wir uns auch mit ansehen, wie die leeren Chipstüten und Kaffeebecher achtlos aus dem Zugfenster geworfen werden, sodass sich in dieser wunderschönen Landschaft entlang der Gleise der Müll ansammelt, obwohl bereits auf zahlreichen Schildern für saubere und plastikfreie Nilgiri Berge geworben wird.

 

Es lässt sich wirklich nur schwer in Worte fassen, was wir auf dieser Fahrt alles gesehen haben und auch die Fotos können nur einen Bruchteil dieser faszinierenden Landschaft wiedergeben.

 

Mit mehreren hundert Fotos auf der Kamera und ganz vielen Eindrücken im Herzen machten wir uns auf den Heimweg. Erst mit dem Bus zurück nach Coimbatore, natürlich mit ganz vielen lieben Busbekanntschaften und begleitet von super indischer Musik, die aus den meisten Bussen ganz laut tönt. Im Projekt in Coimbatore noch Abend gegessen und uns mit den Jungs über die letzten Tage ausgetauscht. Dann Rucksäcke geschnappt und wieder mit dem Nachtbus zurück nach Vilathikulam. Und ja, auch nach nur drei tollen Reisetagen war es ein unglaublich schönes Gefühl nach Hause zu kommen – nach Hause in unser gemütliches hellblaues Volontärszimmer und zu unserer Community hier.

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2 Kommentare

  1. Joachim Straub

    Einfach gigantisch – weiter so .. ich lese mit 🙂

  2. Nici Braun

    Hallo Anna und Lydia,

    meine Indien-Reise liegt schon 22 Jahre zurück – und ich erinner‘ mich immer oft daran, weil sie so beeindruckend war. …. auch an die Nilgiri-Hills… v.a. wenn ich Schwarztee trinke. Hin und wieder entdecke ich auch hier in Deutschland Tee aus den Nilgiri-Hills – logo, dass ich dann gleich zuschlage. ich wünsche Euch noch eine ganz schöne Zeit „go the flow“ – sagt man wohl in Bhutan
    LG
    Nici Braun

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