Anna und Lydia in Indien

Erfahrungen aus einem faszinierenden Land

Indische Geduld und die Sache mit unseren Mägen

Heute ist unser vierter Tag in Indien. Jeder Tag bringt extrem viele neue Eindrücke und Erlebnisse, sodass man mit dem Schreiben nicht hinterherkommt. Wir probieren trotzdem, in diesem Blogeintrag einige wichtige Eindrücke zu beschreiben. Wir werden am Montag unsere Arbeit beginnen und im Laufe der nächsten Wochen dann einen Blogpost über unser Projekt und unsere Aufgaben schreiben.

Momentan sind wir mitten drin in der Eingewöhnungsphase und haben richtig viel Spaß dabei. Wir haben zum Beispiel unsere ersten maßgeschneiderten Churidas bekommen. (Bilder folgen)

Unser Projekt hat eine wunderbare Köchin, die sehr leckeres und vielfältiges Essen kocht. (Wir würden uns gerne ein paar Kochtipps holen, aber die Kommunikation beschränkt sich auf Hände und Füße, weil wir (noch) kein Tamil und sie kein Englisch spricht) Da wir natürlich all das leckere Essen probieren wollten und wir ständig Essen angeboten bekommen, haben wir wohl unserem Magen etwas zu viel zugemutet. Die Folge war, dass wir den ganzen gestrigen Tag von Magenproblemen und -krämpfen sowie Kreislaufschwäche geplagt waren. Unsere neuen Freunde hier fanden das alle ziemlich witzig, dass alle Deutschen hier immer Magenverstimmungen bekommen. Wir fanden es hingegen weniger lustig, was uns aber nicht davon abhielt, unseren wichtigsten To-Do-Listen Punkt abzuarbeiten: Die Registration. Wer dachte, dass es kompliziert und bürokratisch war, unser Visum zu bekommen, war wohl noch nie in einer indischen Behörde… 😉

Aber der Reihe nach:
Zuerst mussten wir zu unseren Nachbarn (Felix und Stefan; klickt auf die Namen, um zu ihren Blogs zu gelangen) mit einem von den gelben Don-Bosco-College-Bussen fahren, die täglich die älteren Schüler ins College nach Keela Eral bringen. Wir dachten, dass dies ein Horrortrip wird (vor allem wegen der Übelkeit), aber überraschender Weise war die Busfahrt richtig spannend und erträglich! Da der Bus fast keine Fenster besitzt, blies uns der Fahrtwind um die Ohren und wir konnten jede Menge Dinge sehen, was eine super Ablenkung von den Bauchschmerzen darstellte. Wir klapperten nämlich die Dörfer ab und sahen viele Schulkinder, Märkte, Menschenmassen, Tiere, Schmuck, Essen (das war eher nicht so unser Ding 😉 ), Deko, Stoffe, aber auch Armut und viele weitere verschiedene und oft bunte Eindrücke. Außerdem hatten wir im Bus die Möglichkeit, einige Menschen kennenzulernen und weitere Brocken Tamil zu lernen.

Ganesha-Festival

Man bedenke, dass die Trucks mindestens 80 km/h schnell gefahren sind und die feiernden Menschen auf den Autos nicht wirklich gesichert waren 😉 und um Missverständnisse zu vermeiden: das Hakenkreuz (Swastika) auf den Flaggen ist als buddhistisches Glückssymbol zu verstehen und stellt keine Verbindung zum Nationalsozialismus dar

Einmal überholten wir 5 bis 6 bunte Trucks, auf denen sich Statuen vom beliebten Elefantengott Ganesha befanden, mit jubelden, lauten, lustigen Menschen und der ganze Bus feierte mit. Auf unsere Nachfrage hin erklärte man uns, dass sie ans Meer fahren, um in einem großen Fest die Statuen ins Meer zu versenken. Unsere Recherche ergab, dass es sich um das Fest Ganesha Chaturthi handelt, das man am vierten Tag des Hindu-Monats Bhadrapada feiert, mehrere Tage dauert und als Verehrung für Ganesha dient.

In Keela Eral angekommen, wurden wir vier mit einem (im Vergleich zu den anderen Autos, mit denen wir gefahren sind) sehr modernen und gut klimatisierten Auto über viele mit Schlaglöchern übersäten Straßen (jaa ihr merkt schon, dass der Tag nicht leicht für unseren Bauch auszuhalten war) zu einer indischen Behörde, in der wir uns registrieren mussten. Hierbei ist zu erwähnen, dass wir bereits am vorigen Tag fast viereinhalb Stunden (zwischendurch ist manchmal der Strom ausgefallen und wir mussten halt nochmal alles von vorne beginnen) an PC´s saßen, um unsere Dokumente etc hochzuladen und ungefähr sämtliche Informationen aus unserem Leben in offizielle Online-Formulare einzutippen. So viel zum Thema indische Geduld lernen 😉

Auch wenn sich in der Behörde schnell jemand unserem Anliegen widmete, dauerte es doch noch einige Stunden bis endlich der Stempel in unserem Pass war. Denn es gab immer wieder einige Zwischenfälle. Zum Beispiel verließen irgendwann einfach alle Personen außer uns vier und unserem Begleiter den Raum. Wir erfuhren später, dass sie zu einem Meeting gingen. Wir verloren trotz Übelkeit und Wartezeit nicht unsere gute Laune, was vor allem daran lag, dass wir uns mit lustigen und teils weniger sinnvollen Geschichten bei Laune hielten. (Wie ging nochmal die Geschichte vom Zwerg-Zwerg-Zwerg, Felix? :D)

Als wir nach einer nicht weniger interessanten Rückfahrt mit dem Bus endlich wieder im Projekt angekommen waren, sind wir einfach ins Bett gefallen und haben unseren Körpern erstmal eine Pause gegönnt.

Die sehr lieben und besorgten Fathers haben uns im Hinblick auf unsere Mägen Kekse und Brot besorgt, wobei meiner Meinung nach Brot ein falsche Ausdruck ist 😉 Bei uns in Deutschland würde man dieses im Hinblick auf Geschmack, Konsistenz, Süße und Inhaltsstoffe eher als Milchbrötchen bezeichnen, aber wir haben uns sehr über die Geste gefreut und es dann doch gerne gegessen.

Indisches Brot

Nach genügend Ruhe geht es uns heute auch schon wesentlich besser und wir freuen uns auf die nächsten Erfahrungen und Tage.

 PS: Das nächste Mal gibt´s hoffentlich mehr Bilder… Im Moment haben wir nur kleinere Problemchen mit unserem Internet und können deswegen nur wenig hochladen.

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2 Kommentare

  1. Albert Stephinger

    Hallo, Dank FJ bin ich nun auch im Verteiler; meine Frau wurde ja vor 58 Jahren in Jamjedpoor/Darjeeling geboren und hat Indien später mit ihrer Mutter und mit Freunden/innen besucht; eine davon hat einen Inder geheiratet, den einzigen, den ich kenne….
    Ja die Verdauungsprobleme sind üblich für Mitteleuropäer, vielleicht helfen allmählich die Chilis. (Das gilt auch fürLateinamerika und andere Regionen).

    Über das Internet und Medien seid Ihr ja auch in der Freizeit mit Nachrichten
    aus der Heimat und Indien vertraut.
    Liebe und solidarische Grüße und alles Gute ! Albert

  2. Franz-Josef R.

    Daheim in Poing sitzt auch so ein besorgter Father, der Kekse und Milchbrötchen nach Vilathikulam schicken möchte. Aber bis diese dort wären, wäre euer Bauchgrummeln eh schon vorbei. Und wie hoch der Zuckeranteil in dem Brot sein darf, damit es schmerzlindernd und heilkräftig wirkt, wissen die Fathers im Projekt vielleicht besser als ich.

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