Letzten November fing alles an. Mit einem Brief und der damit verbundenen Einladung zum Bewerberwochenende der Don Bosco Volunteers in Benediktbeuern.

Mit knapp 30 anderen Jugendliche im Alter zwischen 17 und 21 (unter anderem Lydia) habe ich (Anna) mich drei Tage im Aktionszentrum in Benediktbeuern aufgehalten. Von verschiedenen Fragen zu unserer Motivation ein FSJ zu machen, hin zu Einzelgesprächen, über Kennenlernspiele und Infos zu einzelnen Ländern bis hin zu langen Abenden im Klosterkeller mit Gitarre und auch Bier war alles geboten. Was mir schon nach wenigen Stunden aufgefallen ist, war die Tatsache, dass man sich mit eigentlich allen auf Anhieb gut verstanden hat und ins Gespräch gekommen ist. Ziemlich schnell waren wir eine Gruppe Bewerber und ich hatte nie das Gefühl einen Konkurrenzkampf auszutragen.

Dieses Gefühl hat sich durch die ganze Vorbereitung gezogen. Und wurde sogar noch stärker als klar war, wer sicher mit Don Bosco ausreisen würde und wer sich vielleicht anderweitig umgeschaut hatte. Auch Lydia und ich konnten uns über eine Zusage freuen. Lydia für Indien und ich für Westafrika. Aber Halt.. wer gut aufgepasst hat, fragt sich jetzt sicher warum wir gemeinsam einen Blog über die Zeit in Indien schreiben, wenn ich doch eine Zusage für Westafrika hatte…

Beim zweiten Seminar in Benediktbeuern im März hatten wir verschiedene Sessions, in denen unterschiedlichste Themen aufgearbeitet wurden. Teilweise Organisatorisches wie Impfungen, Versicherungen, Verträge aber auch Themen wie Fettnäpfchen in den jeweiligen Ländern, Nähe und Distanz, Rollen, eines Freiwilligen und vieles mehr. Zwischendurch gab es zur Auflockerung verschiedene Teamspiele und „Energizer“ zum wieder Wachwerden. Bei diesem Seminar waren auch die Bewerber aus Norddeutschland bei uns, die ihre Seminare eigentlich immer in Bonn haben. Das zweite Seminar findet jedoch meist zusammen statt, so dass noch knapp 30 Jugendlich mehr in Benediktbeuern versammelt waren.

Jeder von uns Benediktbeurern hatte ein erneutes Einzelgespräch mit Francesco in dem er uns genauere Infos zu unseren Projekten gegeben hat. Durch ein Missverständnis (wer an Schicksal glaubt, kann es auch so nennen), hatte er mich in Indien und nicht in Westafrika eingeplant. Dadurch wurde das Seminar für mich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Denn ich wollte unbedingt ausreisen, aber eigentlich nicht nach Indien.. Ich wusste, dass Lydia mit mir in einem Projekt sein würde, was ein riesiger Glücksgriff war, aber ich hatte meiner Mama schon vor den Bewerbungen versprochen überall aber nicht nach Indien zu gehen. Kurz gesagt, hat es einfach eine Weile gedauert, bis ich mich von Afrika verabschieden und auf Indien einlassen konnte.

Ich sehe es inzwischen als Chance nach Indien gehen zu dürfen, das Land und die Kultur kennenlernen zu können und mich so von den durch Medien aufgebauten Vorurteilen zu distanzieren. Denn gerade dazu ist ein solcher Freiwilligendienst doch da, oder? Um seine und auch die Sichtweise der Leute in seinem Umfeld zu korrigieren. Ich freue mich auf Indien und auch riesig diese Zeit mit Lydia verbringen zu können, da wir uns schon jetzt richtig gut verstehen.

Ich fahre momentan von meinem letzten Seminar nach Hause, dass ich leider nicht in Benediktbeuern machen kann, da meine Abigala an diesem Wochenende stattfindet. Aber auch in Bonn bei der anderen Gruppe hatte ich eine richtig gute Zeit. Das Gruppengefühl, dass ich vorher schon erwähnt habe, besteht auch hier. Ich hatte das Gefühl genauso zu dieser Gruppe zu gehören wie in Benediktbeuern und wir hatten dank unterschiedlichsten Dialekten vier sehr witzige Tage.

Bei diesem Seminar ging es thematisch hauptsächlich um Don Bosco. Also um sein Leben, seine Präventivpädagogik, die Art und Weise wie man mit den Kindern in den Projekten umgehen soll, Kinderschutz und eine gewaltfreie Erziehung. Zwischendurch kam auch der Spaß nicht zu kurz mit Sketch-Aufführungen, Fußball, Spielen, Lagerfeuer und und und…

Da fiel der Abschied von den ganzen Bonnern bei ihrer Entsendungsfeier dann ziemlich schwer, da ich einige ziemlich lange nicht mehr sehen werde und manche vielleicht auch vorerst gar nicht mehr. Aber ich hoffe darauf, dass die Don Bosco Gemeinschaft uns auf den Ehemaligen-Treffen nach dem Jahr im Ausland wieder zusammenbringt.

Während der ganzen Vorbereitung waren bei den Seminaren immer viele Ehemalige dabei, die die verschiedenen „Sessions“ angeleitet haben und uns von ihren Erfahrungen und Erlebnissen in ihren Projekten erzählt haben. Dadurch hatten wir die Chance ganz spezifische Informationen zu unserem Einsatz zu erhalten, was wirklich goldwert war.

Ich freu mich jetzt, dass ich auch bei der Entsendungsfeier in Benediktbeuern noch dabei sein kann und alle anderen dort wiedersehe, aber gleichzeitig bin ich auch schon ein wenig wehmütig, weil ich weiß, dass ich mich da wie heute von allen verabschieden muss. So langsam wird es ernst…

Die letzten Impfungen müssen noch gemacht, das Visum beantragt, eine Kreditkarte erstellt und ein Spenderkreis aufgebaut werden, … Das sind noch soo viele Dinge, die man erledigen muss und es gibt noch tausend weiter, die man noch erledigen will. Wie zum Beispiel mit seiner Familie in Urlaub fahren, mit Freunden auf ein Festival gehen, sein Zimmer ausmisten, Bewerbungen schreiben und und und. Aber die Zeit rast gerade, wie dieser ICE und die Wartezeit an einzelnen Stationen scheint immer kürzer zu werden und man muss aufpassen, dass man alles rechtzeitig erledigt. Aber es ist eine Fahrt in eine schöne Richtung. In meinem Fall nach Hause und im weiteren Sinne in ein Jahr voller neuer Erfahrungen und vielleicht auch in ein zweites Zuhause in Indien. Und mit jeder neuen Etappe steigt neben der Aufregung auch die Vorfreude auf dieses Abenteuer.

„Next stop: Vilathikulam“ 🙂