Wie der Titel dieses Blogs schon zeigt: es hat sich viel getan in den letzten Wochen.
Meine Schwester Veronika und ihr Freund Sebastian waren für drei Wochen bei mir zu Besuch und wir haben wahnsinnig viel erlebt während unserer Reise, die von Lomé nach Kandé wirklich in die kleinsten Ecken Togos geführt hat. Wir waren nie lange alleine und haben viele neue Leute und schöne Plätze kennen gelernt. Mit den beiden zusammen sind mir auch wieder viele Dinge bewusst geworden, die für mich schon fast zum alltäglichen Leben gehören, wie z.B. die Frauen, die mit riesigen Türmen oder sogar Handtaschen auf dem Kopf herumlaufen, das auf der Straße und in der Sonne herumliegende Essen, der Verkehr sowieso, die ganze Art der Leute hier, Heiratsanträge, Geldbestechungen (oder Bestechungen mit Fanta) wenn man z.B. keine Papiere vorzeigen kann, die Tiere, die immer und überall herumlaufen und noch vieles, vieles mehr!
Ich habe im letzten Blog von Elfenbeinhandel erzählt, den Cara und ich vor einigen Wochen beobachtet hatten. Diesmal wurde ich gleich selbst angesprochen. Es gab Ringe, Armbänder, Kettenanhänger, Windlichter,… ich habe mich ein bisschen mit den Leuten unterhalten. Der Verkäufer scheint täglich seine Runde zu drehen und macht anscheinend viele Geschäfte am Hafen. Ich habe nicht gefragt woher das Elfenbein kommt, doch eine leise Vermutung: wir waren ein paar Tage davor in dem Nationalpark Fazao, in dem es einmal 60 Elefanten gegeben haben soll und jetzt seltsamerweise kein einziger mehr da ist. In diesem Nationalpark haben sie auch massenweise unbeaufsichtigtes Feuer gelegt. Die Meinungen was das „Warum“ betrifft, gehen ziemlich auseinander. Die geläufigste Version ist, dass man neues Futter für die Tiere schaffen will, weil verkohlte Erde fruchtbar ist. Doch die Tiere fliehen wahrscheinlich eher vor dem vielen Feuer, als es als Chance für Futtersuche zu sehen. Tja, in Europa hat man wahnsinnige Angst vor Waldbränden und hier schmeißt man Fackeln in die verdorrten Büsche und fährt mit dem Auto weiter ohne sich umzudrehen. Jetzt die Frage: wo sind die vielen Elefanten hin? Stimmt es, dass sie oft nach Kara und wieder zurück wandern? Oder sind sie geflohen, so wie es viele sagen? Oder wurden sie schlicht und ergreifend abgeschossen?
Wir haben in der Zeit viele Eindrücke gewonnen und es war auch ein schöner Übergang in ein neues Jahr und in einen neuen Abschnitt meines Jahres hier in Togo:
Cara und ich haben das Dorf Anyron verlassen und ich bin seit letztem Freitag in einem Straßenkinderprojekt von den Salesianern Don Boscos in Kara, im Norden Togos.
In dem Projekt lebe ich bei Brüdern und habe verschiedene Aufgaben. Unter der Woche bin ich vormittags in der sogenannten „Baracke“. Hier können Kinder und Jugendliche, die auf der Straße leben, Kontakt suchen. Sie können sich tagsüber ausruhen, spielen, trinken, ihre Geschichten erzählen, die dann nachgeprüft werden und wonach entschieden wird, ob man die Kinder in die Foyers (so nennt man die Heime) aufnimmt. Gestern habe ich mit einem Betreuer zusammen bestimmte Plätze abgeklappert, an denen sich die Kinder und Jugendlichen oft aufhalten. Da ist z.B. eine Stelle, wo die Kinder Sachen aus Lkws ausladen und sich damit das nötigste Geld verdienen um sich etwas zum Essen leisten zu können. Wir haben auch einen Jungen kennen gelernt, der davor noch nie in der Baracke war und er ist mit uns mitgekommen. Langsam versucht man das Vertrauen zu gewinnen, was oft nicht einfach ist, v.a. bei Teenagern. Manchmal kommt es auch vor, dass sich Kinder die Foyers anschauen und sich trotzdem für die Straße entscheiden. Ihnen ist es wichtiger „frei“ zu sein und machen zu können was sie wollen, als einen geregelten Tagesablauf und die Chance auf Bildung zu haben. Es ist ihre freie Entscheidung, man kann nur hoffen, dass sie vielleicht später auf das Angebot zurückgreifen.
Nachmittags bin ich im „Foyer Ignace“, in dem momentan fünf Jungs ein Jahr lang leben, bevor sie in das große Jungenfoyer kommen und am Wochenende werde ich meine Zeit hauptsächlich im Mädchenfoyer verbringen.
Ich bin wirklich schon gespannt auf die Zeit und auf die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hier und lasse bestimmt bald wieder von mir hören:-)
Liebe Grüße aus Kara,
eure Anna