Hey liebe Leute!
Wie schon erwähnt waren wir letzten Monat auf einer Hochzeit in Ghana: Die Tradition will, dass der werdende Ehemann den Brauteltern Geschenke gibt und die Eltern dann entscheiden können, ob sie ihre Tochter dem Mann übergeben wollen oder nicht. Das war am Freitag und ist eigentlich nur im Familienkreis, weshalb wir nicht dabei waren. Am Samstag war dann die kirchliche Trauung, was im Grunde ähnlich wie in Deutschland ist, nur viel, viel länger! Es wurde also in der Kirche getanzt und gesungen und anschließend gab es Essen für alle Gäste… nachdem es sozusagen eine Doppelhochzeit war, bedeutet „alle Gäste“ so um die 400 Personen! Was auffällig war: alles war weiß-blau geschmückt! Auch viele Frauen hatten hellblaue Kleider an und viele Männer hellblaue Krawatten und Fliegen. Sogar die Hochzeitstorte war weiß-blau! Nach dem Essen dachten wir eigentlich jetzt wird getanzt oder es gibt Einlagen oder was man nicht noch so alles bei Hochzeiten machen kann – aber sobald die Leute gegessen haben, war eigentlich schon Schluss und jeder ist wieder nach Hause gegangen. Das fand ich ein bisschen schade, aber dafür gab es am Sonntagabend noch einmal ein Fest im kleineren Kreis, was es wieder gut gemacht hat 😉 Insgesamt war es ein tolles Wochenende! Ghana ist ein tolles Land und obwohl wir nur wenige Tage dort waren, muss man sagen, dass man schon einen deutlichen Entwicklungsunterschied merkt.
Wieder in Togo waren wir ungefähr eine Woche später beim Elfenbeinverkauf direkt dabei: wir haben uns wegen der Verlängerung unseres Togo-Visums eine Hotelnacht geholt und saßen abends nichts ahnend am Pool, als ein paar asiatische Männer sich mit einem Afrikaner an den Tisch nebenan gesetzt haben und jede Menge weißer Armreife, Trinkhörner, und viele andere wunderschöne Sachen auf dem Tisch ausgebreitet, genau betrachtet, fotografiert und schließlich mit $ gekauft haben. Eines der normalsten Dinge der Welt!

Wieder zurück im Dorf erfuhren wir im Gespräch eine für uns etwas schockierende Tatsache: was für uns ja schon bekannt ist, ist, dass die Kinder hier komplett anders behandelt werden als in Europa. Nicht nur in der Schule, sondern auch zuhause. D.h. viele Eltern wollen ihre Kinder eigentlich gar nicht zur Schule schicken, weil sie zuhause helfen sollen. Dass dadurch ein gewisser Teufelskreis ausgelöst wird, scheint keine Rolle zu spielen. Es werden ganze „Fußballmannschaften“ in die Welt gesetzt, damit man viele Kinder hat, die später für einen sorgen und den Familiennamen weitertragen können. Aber dass man selbst davor für alle gut sorgen muss scheint keine Rolle zu spielen. Die Kinder müssen extrem viel im Haus schuften, auf die Felder gehen und das Essen nach Hause bringen, Feuerholz zum Kochen holen, Wasser vom Brunnen nach Hause schleppen, Waschen, und was es nicht noch so alles gibt… wir haben in der Familie einen 10-jährigen Jungen, der ein Neffe unserer Gastmutter ist. Er arbeitet wirklich viel und während andere Kinder spielen, ist er fast nie dabei. Letztens haben wir erfahren, dass es Familien gibt, die sich quasi Kinder als Arbeitskräfte kaufen. Die Eltern der Kinder bekommen Geld dafür, dass die Kinder in der anderen Familie helfen. Dafür werden diese halt in der jeweiligen Familie versorgt… Dass dadurch die Zukunft dieser Kinder schon vorgeschrieben ist – denn Zeit für Lernen bleibt da nicht – scheint keine Rolle zu spielen…

Letzte Woche war bei uns ein Chamäleon auf dem Schulhof und wieder kam eine völlig unerwartete und für Cara und mich unverständliche Reaktion: die Kinder standen im Kreis darum und fingen an mit ihren scharfen Feldwerkzeugen (die sie übrigens mit zur Schule nehmen) auf das seltene und besondere Tier zu werfen! Bis wir hingekommen sind und protestieren konnten, war schon ein Bein ab. Die Lehrer meinten sie würden es machen, weil es die Tiere hier so oft geben würde?! Ich persönlich glaube eher das Gegenteil…

Ach ja, da war ja noch was: Advents- und Weihnachtszeit! Davon merkt man hier wirklich reichlich wenig. In manchen Fenstern hängen Frohe-Weihnachten-Schilder, aber das war’s dann auch schon wieder. Wie Weihnachten wohl am Strand unter Palmen bei über 30° wird?
Ganz liebe Grüße, eure Anna