Planänderung

Plan? Welcher Plan? Als wir von unserer Rundreise zurückkamen, waren wir der Annahme, dass das neue Schuljahr Anfang Februar beginnt – also quasi am ersten Februar oder am Zweiten, ja vielleicht sogar erst am Dritten. Aber nicht am Dreizehnten! Was haben wir in der ganzen Zeit gemacht?

Spontaner Kurzurlaub

Von Montag bis Freitag waren wir wieder unterwegs. Anders kenne ich es auch gar nicht mehr. Mein Rucksack ist inzwischen zu meinem neuen besten Freund geworden. Alle meine Habseligkeiten haben schon einen festen Platz – wie im Kleiderschrank. Packen ist Routine. Am vergangenen Montagmorgen sind wir in den Kaziranga National Park in Assam, dem direkten Nachbarbundesstaat von Meghalaya, aufgebrochen. Leider habe ich mich an das viele Busfahren noch nicht gewöhnt und mir wurde – wie immer – schlecht. Zum Glück dauerte die Reise insgesamt nur sechs Stunden. Trotzdem kam sie mir diesmal ewig lang vor. Ich frage mich, wie ich die 24-Stunden-Zugfahrten immer ausgehalten habe…

Am Dienstag klingelte mein Wecker um 4.30 Uhr. Wer wilde Tiere sehen will, der muss auch früh aufstehen! Wenigstens hat es sich gelohnt. Mit einem Taxi sind wir zum Ausgangspunkt der Safari im National Park gefahren. Es handelte sich allerdings um keine gewöhnliche Jeep- oder Bus-Safari, sondern um eine Elefanten-Safari. Ihr habt richtig gehört, Elefanten. 😉

Von diesem extra dafür gebauten Haus aus konnten wir problemlos auf den Elefanten „Aufsitzen“.

Unser Elefant war nochmal ein Stückchen höher als das Kamel, aber insgesamt niedriger als erwartet.

Hier sieht man Vroni und mich (mit unserem Guide) auf dem Elefanten sitzen.

Gemeinsam mit 14 weiteren Elefanten und vier Babyelefanten sind wir in gemächlichem Tempo losgegangen. Es hat nur erstaunlich wenig geruckelt und war dank des Sattels meiner Meinung nach ganz bequem. Von dort oben hatte man auf jeden Fall einen super Ausblick! In der aufgehenden Morgensonne ritten wir immer weiter in das hohe Elefantengras hinein.

Sonnenaufgang im Kaziranga National Park

Wir sahen Bäume mit diversen Früchten (deren Namen ich leider schon wieder vergessen habe) und seltene Blumen mit wunderschönen violettfarbenen Blüten. Ein Wildschwein folgte uns längere Zeit.

Schon nach kurzer Zeit sahen wir die ersten Nashörner. Sie waren gut im Elefantengras versteckt.

 

Auch eine bestimmte Art „Deers“ konnten wir am Horizont erkennen.

 

Am zweiten Tag haben wir dann mit dem Jeep den Nationalpark erkundet.

Es war nochmal ganz anders als auf dem Elefanten und auf jeden Fall lohnenswert. Der Dschungel, die Bäume und Büsche mit ihren Blättern in den verschiedensten Grüntönen, die Lianen wie im Bilderbuch und weitere Blumen haben mich beeindruckt. So etwas habe ich in meinem Leben noch nie zuvor gesehen! Ich kam mir vor wie im tiefsten Regenwald. Wieder sahen wir mehrere Nashörner (allerdings immer nur eins auf einmal) und „Deers“, aber auch viele verschiedene knallbunte Vögel (u.a. Eulen) und Wasserbüffel mit Kälbern (wenn man die so nennt). Ein sehr schöner, muskulöser und großer Hirsch überquerte direkt vor uns den Pfad und sah uns für einen Moment lang direkt in die Augen.

Hier sieht man einen angeblich sehr seltenen Vogel auf dem Ast eines großen Baumes sitzen.

 

Die Wasserbüffel haben direkt vor uns den Weg gekreuzt und waren ganz nah.

Es war ein richtig tolles Erlebnis. 😀

Am Donnerstag sind wir wieder Richtung „Heimat“ aufgebrochen, haben aber noch einen Halt in Assams größter Stadt (Guwahati) gemacht. Dort waren wir u.a. shoppen und haben uns urlaubsmäßig durch die vielen Gassen treiben lassen. Zum Abschluss haben wir uns Burger mit Pommes und Pizza gegönnt. Endlich mal etwas Anderes als Reis!

Alles in allem war es ein gelungener, sehr spontaner Kurzurlaub, der mir richtig gut gefallen hat. Man sieht: Eine Woche reicht auch vollkommen. 😉

„Wellcome back home“

Seit vorgestern kommen die Neuen und teilweise auch die alten Mädels wieder in den Convent. 61 sollen es werden – plus die Zehntklässlerinnen, die derzeit ihre Abschlussprüfungen schreiben und das Internat danach verlassen werden (circa 15). Endlich kommt wieder Leben in dieses Haus! Es ist schön, die altbekannten Gesichter wieder zu sehen, aber auch neue Mädchen kennenzulernen. Aufgeregt erzählen alle von ihren Erlebnissen Daheim. Derzeit ist alles noch ein wenig unkoordiniert: Es gibt keinen festen Ablaufplan außer den regelmäßigen Essenszeiten. Jeder versucht seinen Platz zu finden – nicht nur in der Study Hall, beim Fernschauen, im Schlafsaal oder im Essraum, auch in der Gemeinschaft. Alles sortiert sich neu – wir inbegriffen. Der Start des neuen Schuljahres ist in gewisser Weise ein Neustart für uns. Inzwischen kennen wir die „Grundregeln“ und wissen wie der Hase läuft, bzw. laufen sollte. Das Spiel beginnt von vorne: Neue Klassen, ein neuer Stundenplan und neue Gesichter im Convent. Mit den neuen Gesichtern kommen auch neue Geschichten, neue Energie und Lebensfreude – und leider auch ein bisschen Heimweh. Für die Mädels ist es hart, sich von ihren geliebten Familien für so lange Zeit zu verabschieden, denn für viele ist es das erste Mal, dass sie so lange Zeit von Zuhause fernbleiben. Sie dürfen (voraussichtlich) bis zum Ende des Schuljahres im November nicht Heim und nur einmal im Monat Besuch empfangen. So sind die Regeln. V.a. für die Kleinen ist es schwierig. Ich kann das sehr gut verstehen – uns erging es vor fünf Monaten ja nicht anders. Also gebe ich mein Bestes, für die Mädchen eine „Ersatzfamilie“ zu sein, ein offenes Ohr für ihre Probleme zu haben und einfach für sie da zu sein, ihnen zuzuhören. Meistens erzählen sie von ganz allein, wenn man ein vertrautes Umfeld schafft. Das ist es, was sie jetzt brauchen.

Vorbereitung auf den Schulalltag

Heute hatten wir mit den circa 20 LehrerInnen eine Art „Fortbildung“ zum Thema „How to become a great teacher“. Dazu wurde ein Brother als Referent eingeladen. Die Zeit zwischen 9.00 – 13.15 Uhr verbrachten wir zusammen mit dem Lehrerkollegium, den drei unterrichtenden Don Bosco Schwestern und der Hauptschwester (= Direktorin der Schule) in der Hall unseres Convents. Gemeinsam haben wir gebetet, uns ausgetauscht, unterschiedliche Meinungen diskutiert, neuen Input bekommen und einige Rätsel (teilweise in Teamwork) gelöst. Es war schön in das Kollegium zu integriert zu werden. Keiner betrachtete uns als „minderwertig“, weil wir „nur Volunteers“ sind. Alle haben uns ernst genommen und uns zugehört. Wir gehören jetzt auch dazu. Das ist ein wunderbares Gefühl. 🙂 Die Schulung war für mich sehr informativ. Ich habe viel Neues gelernt und u.a. meinen englischen Wortschatz erweitert. Da alle LehrerInnen, die Schwestern und der Brother gehobenes Englisch sprachen, konnte ich mir einige Wendungen und Floskeln abschauen, sowie neue Wörter erschließen oder Vergessene wieder in meinen Kopf rufen.

Mal sehen, ob ich all die Methoden und Tipps, die wir uns heute erarbeitet haben, auch umsetzen kann…

Am Nachmittag haben wir noch gemeinsam – mal schnell – die Rahmenbedingungen der Auxilium Secondary School Nongpoh abgeklärt. Dazu zählen beispielsweise wann die Schule täglich starten und enden soll, ob es bei der Assembly jeden Tag eine Bibellesung geben wird, oder ob „nur normal“ gebetet werden soll, wie zukünftig die Klassenzimmer eingeteilt werden und in welchem Monat welches „extra Projekt“ wie der Sing- und Tanzwettbewerb stattfinden soll. Mich hat es erstaunt, dass so grundlegende Dinge erst zwei Tage vor Schulbeginn abgeklärt werden. In Deutschland unvorstellbar! Aber immerhin werden sie abgeklärt… Die Stundenpläne sind bis jetzt leider noch nicht fertig. Vroni und ich sind also noch unwissend, welche Klassen wir in welchen Fächern unterrichten werden. Aber ich denke mal, dass es ähnlich wie letztes Schuljahr sein wird: Handwriting, Drawing, Games und Computer.

Jetzt bin ich gespannt wie der Schulstart wird und freue mich inzwischen noch mehr auf’s Zwischenseminar ab Samstag. Ihr werdet sicher bald wieder von mir hören.

Einen lieben Gruß an Euch alle

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Halbzeit

  1. Roland Krammer

    Wieder mal super Bilder und ein toller Bericht! Durch deine Blogs bekommt man wirklich einen sehr guten Eindruck, wie es bei Dir in Indien so abläuft. Spannend!!!
    Wir freuen uns schon sehr auf unseren Besuch bei Dir und auch auf die Safaris im Kaziranga-Nationalpark…
    Viele Grüße aus dem verschneiten Benediktbeuern
    Roland mit Margit und Irina

    • Anita Krammer

      Vielen Dank, Papa 🙂
      Ich freue mich auch schon sehr auf Euren Besuch und zähle bereits die Tage…
      Bis bald,
      Anita

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