Von einem Abenteuer in das Nächste

Kaum waren wir zwei ganze Nächte wieder Daheim, schon ging das Abenteuer weiter: Und zwar in Shillong. Diesmal war aber zum Glück schon alles organisiert. 😉

Der Grund für unseren Kurzurlaub in Shillong (dem Herzen Meghalayas, wie ihr sicher noch wisst) war ein ganz Besonderer: Die Priesterweihe von Primus, einem Salesianer, der uns in Deutschland bei der Vorbereitung für dieses Auslandsjahr mit donboscovolunteers unterstützt hat. Zufälliger Weise stammt Primus aus einem kleinen Dorf, das ca. 20 km von unserer Einsatzstelle entfernt liegt. Am Samstag, den 19.01.2019 war es soweit: Er wurde vom „Brother“ zum „Father“ (zu einem Priester) geweiht. Und ebendiese Weihe fand gemeinsam mit neun anderen angehenden Pfarrern vor der Kathedrale in Shillong statt. Damit wir pünktlich (ohne Stress) ankommen und an dem Tag selber nicht mehr eineinhalb Stunden von unserem Projekt aus anreisen mussten, verbrachten wir bereits die Nacht von 18. auf 19. Januar in Shillong. So konnten wir gut ausgeschlafen die Priesterweihe genießen. Leider war der Gottesdienst komplett auf Khasi und ich habe kein einziges Wort verstanden. Aber zum Glück hat Primus in seiner „kleinen Dankesrede“ am Ende auch ein paar Worte auf Deutsch eingebaut. Noch am Samstag sind wir alle (insgesamt waren wir circa 20 Deutsche, die anlässlich der Weihe extra angereist sind) in Primus Heimatdorf Umden gefahren.

Während der Priesterweihe in Shillong

Dort war am Sonntagmorgen seine erste Messe – natürlich auch auf Khasi. Schätzungsweise 3.000 Menschen waren aus diesem Anlass vor der kleinen Dorfkirche versammelt. Alles war wunderschön geschmückt und hergerichtet. Nach dem Mittagessen gab es eine kleine Prozession durchs Dorf. Anschließend wurde ein kulturelles Programm geboten. Am Abend haben sich alle geladenen Gäste im im Garten aufgebauten „Bierzelt“ (ein „Zelt“ aus Bambusstangen, dass in weiß-blau dekoriert war) versammelt und selbst ein Programm dargeboten. Viele Geschenke wurden überreicht und wir Deutschen haben zusammen die bayrische Sternpolka aufgeführt. Das Tanzen hat mir richtig Spaß gemacht. 🙂 Der Abend endete in einer Art Disco mit – ganz klar – Khasi-Songs. Die indischen Jugendlichen haben die Bühne gerockt und uns häufig einfach mit auf die Tanzfläche gezogen. Man konnte gar nicht anders, als sich von der guten Stimmung überwältigen lassen.

Primus während der Predigt bei seinem ersten Gottesdienst in Umden

 

Die Teilnehmer der ersten Messe. Man sieht, wie schön die Gemeindemitglieder den Dorfplatz dekoriert haben.

 

Während der Prozession durch Umden

Am nächsten Morgen ging es schon zurück nach Hause. Gemeinsam mit unseren Mitvolontärinnen Johanna und Sara, die extra aus Salem angereist sind, haben wir unsere Gegend erkundet und waren in Nongpoh Shoppen.

Am Dienstag fuhren alle Deutschen gemeinsam mit Primus Familie im Schulbus von Umden nach Cherrapunji bzw. Sohra, einem der regenreichsten Orte der Welt. Auf dem Weg dorthin machten wir an einem Don-Bosco-Haus Halt, um das davor noch schnell selbstgekochte Essen anzurichten und zu verspeisen. Immer wieder unglaublich, wie unkompliziert die InderInnen ganz easy für ungefähr 30 Personen kochen und das warme Essen in den Töpfen einpacken und mitnehmen. Wir in Deutschland hätten vielleicht ein paar Butter-, Wurst-, und Käsebrote geschmiert und das war‘s. Aber hier gab es zweierlei Arten Reis, gekochte Eier, eine Gemüsesoße mit Dal, eine Fleischsoße, gekochtes Gemüse, Salat und Tomaten – wenn ich nichts vergessen habe. Als Nachspeise gab es noch richtig reife Mandarinen. Hmmm! In der warmen Mittagssonne genossen wir hungrig und mit Ausblick auf die Stadt Shillong das mit Liebe zubereitete Mahl. Gut gestärkt sind wir noch eine weitere Stunde Bus gefahren, bis wir Cherrapunji erreichten. Erfreulicher Weise hat es dort gar nicht geregnet, weil derzeit Trockenzeit ist. 😀

Dort machten wir zuerst an einem wunderschönen Tal Halt. Zum Glück hat die Sonne geschienen und uns ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

 

Einen weiteren Stopp gab es bei einem hohen Wasserfall, der scheint‘s im dem Nirgendwo entspringt.

 

Zufälliger Weise waren wir genau zur Zeit des Sonnenuntergangs dort. <3

Wäre es nicht so neblig gewesen, hätten wir angeblich auch nach Bangladesch rüber schauen können…

Nach ganzen zwei „Ruhetagen“, an denen ich noch viel von der großen Reise weggewaschen und mich tatsächlich ausgeruht habe, starteten wir unseren Tag mit einer Morgenmesse um 6.30 Uhr in Saiden. Saiden ist ein Ortsteil von Nongpoh, der ganz in der Nähe liegt. Dort trafen wir wieder auf Primus und seine Familie. Nun Father Primus hielt den Gottesdienst diesmal auf Englisch. V.a. durch die vielen englischen Lieder und eine Predigt, die ich nicht nur sprachlich verstehen konnte, sondern die auch inhaltlich richtig gut war, konnte ich diese Messe erstmals genießen – und das trotz der frühen Morgenstunde! Nach einem guten Frühstück sind wir mit Primus Familie zwei Stunden nach Umsong gefahren.

Auf dem Weg dorthin haben wir an dieser scheint’s wackeligen Brücke Halt gemacht und sie getestet. Bombenfest!

 

Blick von der Brücke aus auf den „Umiam-River“

Umsong ist ein wirklich kleines Dorf mitten im Dschungel. Dort leben viele von Primus Verwandten. Wir wurden mehrmals auf einen guten Chai einladen, aßen indische Snacks und u.a. „Sticky-Rice“. Das ist mein absoluter Lieblingsreis geworden. Wie der Name schon sagt, klebt er fest zusammen und man muss ihn häufig sogar „abbeißen“.

Hier ein Bild vom „Sticky-Rice“

Fröhliche Kinder führten uns stolz durch ihr Dorf und die Häuser. In einem noch nicht fertig gebauten „Hühnerstall“ aßen wir inmitten der Idylle in Bananenblätter gewickelten Reis mit verschiedenen Currys. Wieder wurde das Essen ganz nebenbei bereitet – wirklich faszinierend, wie ich finde.

Der unfertige Hühnerstall in Umsong, indem wir Mittaggegessen haben.

 

Zuerst war der viele Reis noch in Bananenblätter gehüllt…

 

…dann haben wir ausgepackt.

Spontan durften Vroni und ich am selben Abend noch mit nach Umden, Primus Heimatort. Dort kochten wir gemeinsam in der gemütlichen Küche und halfen Gemüse zu schneiden. Ich konnte das erste Mal seit Langem wieder so richtig ausschlafen. Da am Samstag Public Day war und es am Sonntag anscheinend schwierig gewesen wäre, ein Taxi zu bekommen, blieben wir noch bis Montag in Umden. Zum Glück habe ich eine zweite Unterhose, ein weiteres Paar Socken und ein Wechseloberteil mitgenommen! Man weiß ja nie was kommt… So hatte ich die Möglichkeit immer eine Garnitur zu waschen und zu trockenen, während ich die andere getragen habe. 😀 Sowohl am Samstag als auch am Sonntag waren wir wieder in Gottesdiensten auf Khasi. Da Primus der Pfarrer war, konnte er uns wenigstens immer schon vorher den Inhalt seiner Predigt auf Deutsch erklären. Netter weise hat er uns sogar die Lesung vom jeweiligen Tag auf Englisch gegeben, sodass wir immer mitlesen konnten. Durch den spontan längeren Aufenthalt hatten wir auch die Möglichkeit einfach nur zusammenzusitzen und zu ratschen. Natürlich durfte ein Spieleabend- bzw. Nachmittag auch nicht fehlen: Wir spielten wie verrückt UNO, aber auch Blokus und Kuhhandel. Mit Primus zu spielen ist immer eine Freude!

Als wir am Montagmittag wieder zurück Daheim waren, freute ich mich richtig auf ein paar Tage Ruhe.

Diese Tage habe ich jetzt gleich genutzt, um Blog zu schreiben und Euch zu erzählen, was ich in den letzten zweieinhalb Monaten alles Aufregendes erlebt habe.

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Noch kurz zu jetzt: Derzeit sind circa 25 Mädchen bei uns im Projekt. V.a. die Zehntklässlerinnen sollten bereits den ganzen Januar über fleißig lernen, denn morgen geht ihr „Final Exam“ los. Diesmal handelt es sich um die richtige, finale Abschlussprüfung nach der zehnten Klasse. Ich denke sie ist ungefähr vergleichbar mit dem Realschulabschluss in Deutschland. Deswegen lernen (zumindest die meisten) großen Mädels viel. Besonders die Kleineren dürfen gerade jetzt in den Ferien aber auch viel Spielen, Fernschauen und manchmal sogar Ausschlafen. Trotzdem wird natürlich jeden Tag viel gebetet. Ich bin sehr froh, dass wir hier im Projekt auf Englisch beten und dass auch die Messen auf Englisch gehalten werden. Es macht mir persönlich einfach viel mehr Spaß, wenn ich den Inhalt verstehe. Mir ist bewusstgeworden, wie praktisch es ist, sich in einer internationalen Sprache wie Englisch verständigen zu können. Auch auf der Reise war das von großem Nutzen. Gemeinsam macht alles doch gleich viel mehr Spaß!

Obwohl der Urlaub sehr schön ist und mir auch garantiert nicht langweilig wird, freue ich mich jetzt schon wieder darauf, mehr Zeit mit den Mädels zu verbringen. Auch auf das neue Schuljahr, die neuen Internats-Mädels und unsere neuen SchülerInnen bin ich gespannt!

Natürlich hoffe ich, dass es Euch allen gut geht und Ihr nun einen guten Einblick in die vergangen zweieinhalb Monate meines Lebens erhalten habt. Falls Ihr noch Fragen habt, könnt Ihr mich einfach anschreiben (anita.krammer@t-online.de) oder auch gerne einen Kommentar verfassen. Ich freue mich von Euch zu hören!

Liebe Grüße inzwischen wieder aus dem Nordosten Indiens,

Eure Anita Krammer

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  1. leonore cabrera

    Liebe Anita ,
    danke, für die schöne Zeit deiner Reise,
    sowohl auf Elefantenbuckel wie im Auto.
    Mit deinem Blick Indien zu erforschen macht allergrösste Laune selbst loszuziehen…..
    Danke, für persönlichen Details wie du es mit deinem Gwand so hälst ;
    klasse dir dadurch so nahe kommen zu dürfen.
    Deine Eltern können so stolz auf dich sein –
    auf das was du erzählst und das,
    was du machst.
    Am meisten aber auf das was es mit dir macht !
    Ich freu mich auf mehr
    und in Deutschland auf ein Wiedersehen 🙂
    Liebste Grüsse Leonore

    • Anita Krammer

      Liebe Lore,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Er hat mich sehr berührt. Es bereitet mir eine große Freude zu sehen, wie du mein Leben hier mitverfolgst und stehts an meiner Seite bist.
      Das gibt mit Halt.
      Ich freue mich auch schon unglaublich auf das Wiedersehen, aber mindestens genauso stark auf die noch bevorliegende Zeit. Denn es gibt sicher noch viel zu Erleben!
      Gerade genieße ich die wenigen Sonnenstunden, bevor es wieder dunkel wird und die triste Regensaison beginnt.
      Also sonnige Grüße Heim nach Bayern 🙂

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