Nach unserer Ankunft am Samstag haben wir eigentlich nichts Großes mehr gemacht, außer kurz gegessen (natürlich Reis) und geschlafen. Das ist auch kein Wunder, denn wir haben die Nacht zuvor am Flughafen in NeuDelhi verbracht und dort wegen des Gepäcks nur „in Schichten“ geschlafen, was nicht allzu viel war.

Am Sonntag durften wir (zum Glück) ausschlafen, was auch notwendig gewesen ist. Denn so konnten wir putzmunter und voller Energie in die erste Arbeitswoche starten. Außerdem waren wir Sonntagabend um 18.00 Uhr das erste Mal in der Kirche. Diese befindet sich in unserem Internat im Erdgeschoss. Für den Gottesdienst kommt immer der “Father“ (= Pfarrer), der den Gottesdienst macht und es kommen auch einige Menschen aus den umliegenden Dörfern. Die Mädchen des Internats tragen alle so eine Art „Kirchengewand“. Es besteht aus einem rosaroten Rock und einer Art weißen Bluse. Außerdem trägt man – wie wir inzwischen auch gelernt haben – in der Kirche die Haare geflochten (meist zu einem Französischen Zopf), keine Schuhe und als Frau unbedingt einen Rock oder ein Kleid. Auch wenn es mir anfangs fremd erschien, so ist es meiner Meinung nach doch eine recht schöne Tradition. Der Gottesdienst dauerte ca. eine Stunde und wird auf Englisch abgehalten. Er enthielt – wie auch ein Deutschland – viele Gebete und Fürbitten, zwei Lesungen aus der heiligen Schrift, eine Predigt des Fathers und auch die Kommunion. Was mich am meisten überraschte, waren die vielen Lieder. Sie wurden nicht – wie der Rest des Gottesdiensts – auf Englisch, sondern in der Stammessprache „Khasi“ gesungen. Und das nicht nur einstimmig! Die ganze Kirche bebte von den vielen Klängen des Gesangs. Es war ein fantastisches Gefühl selbst ein Teil davon sein zu dürfen. Wirklich alle sangen lautstark mit und es klang sehr harmonisch. Auch wir gaben unser bestes und versuchten die Wörter des Liederbuches richtig auszusprechen. Das hat sie als „recht einfach“ herausgestellt, da man Khasi nahezu so spricht wie man es schreibt. Trotzdem ist (denke ich) noch ein wenig Übung erforderlich, bis wir mit den Einheimischen mithalten können.

Am Morgen unserer ersten Arbeitswoche wurde uns kurz erklärt, was unsere Aufgaben sind. Wir bekamen auch einen ausgedruckten Stundenplan mit den Fächern, die wir unterrichten werden. Für Montag standen „Drawing“ in der dritten Klasse und mehrere „Computer Classes“ an.

Aber zuerst zum Ablauf eines üblichen Schulalltags: Nach einem kräftigenden Frühstück (Reis) um 7.30 Uhr geht’s los: Die Schule beginnt hier mit der „Assembly“, also einer Versammlung aller SchülerInnen und LehrerInnen, um 8.45 Uhr. Diese findet auf dem geteerten Hof vor der Schule statt. Dort ist kein Dach oder Ähnliches und wenn die Sonne scheint, kann es ganz schön heiß werden…. Da es eine katholische Schule ist, wird eine Menge gebetet. So auch vor der Schule. Die zu Unterrichtenden singen ein Lied und beten ein oder mehrere Gebete aus ihrem Gebetsbuch sowie das Vaterunser. Dann geht es los in die jeweiligen Klassenzimmer. Es gibt zwölf Jahrgangsstufen der Klassen eins – zwölf. Des Weiteren gibt es zwei auf die erste Klasse vorbereitende Klassen (Nursery A und Nursery B) und die KG-Class (auch vorbereitend, was der Unterschied zu den anderen beiden vorbereitenden Klassen ist habe ich noch nicht so ganz kapiert). Fünf der sechs Don Bosco Schwestern, welche das Internat leiten, sind unter anderem auch hier in der Schule als Lehrerinnen tätig. Hinzu kommt eine Schwester von „Auswärts“, 13 Lehrerinnen, vier Lehrer und eine Art „Sekretärin“ (vorausgesetzt ich habe mich nicht verzählt und keiner war krank…). Vor dem Beginn des Unterrichts treffen sich montags alle soeben aufgezählten Personen noch kurz im „Headmasters‘ office“, um kurz die Woche zu besprechen. Dann erst startet die erste Stunde (9.00 – 9.40 Uhr). Jeder Schultag besteht aus sieben Unterrichtsstunden. Nach der Zweiten (9.40 – 10.20 Uhr) folgt eine zehnminütige Pause. Dann kommen die dritte (10.30 – 11.05 Uhr) und die vierte Stunde (11.05 – 11.50 Uhr). Im Anschluss an die ersten vier Unterrichtsstunden gibt es eine 30-minütige Mittagspause, in der die Mädchen vom Wohnheim warmes Essen bekommen und alle anderen sich etwas von Zuhause mitbringen. Auch wir nehmen in dieser halben Stunde unser Mahl (Reis) ein. Es gibt auch eine Art „Kantine“ vor Ort, in der es Snacks wie Knabberzeug, Eis oder Schokolade (dem Himmel sei Dank <3) zu erwerben gibt. Nun geht es gestärkt weiter mit der fünften (12.20 – 13.05 Uhr), sechsten (13.05 – 13.50 Uhr) und siebten Stunde (13.50 – 14.30 Uhr). Vroni und ich haben täglich ca. vier Unterrichtsstunden zu halten, wobei wir manchmal noch eine „Extra Class“ am Nachmittag nach dem regulären Unterricht hatten. Das Unterrichten, v.a. die Fächer „Games“ und „Handwriting“ mit der dritten und vierten Klasse, macht mir sehr viel Spaß. Ich versuche so gut es geht den Don-Bosco-Spirit weiterzugeben und die SchülerInnen zum Lernen zu motivieren. Auch wenn alles am Anfang noch etwas chaotisch ist, ist es doch ein tolles Gefühl die Kinder Lachen zu sehen. Oder wenn sie etwas kapiert haben, dass man ihnen erklärt hat, oder wenn man vormacht und sie einfach mitmachen. Ich bin sehr froh darüber, mich hier kreativ ausleben zu dürfen. Nach der Schule machen die Mädels ihre „Evening Jobs“ (hier ist es um 18.00 Uhr stockdunkel), wie z.B. Blumen gießen, Unkraut rupfen, Früchte ernten, Reis waschen, Kehren und Wischen (es wird jeden Tag gewischt hier, ist das nicht unglaublich?!?!?). Anschließend waschen sie sich und ihre Klamotten am Brunnen. Gegen 16.00 Uhr gibt es Tea für uns und die Mädels, welche im Anschluss den zweiten Rosenkranz des Tages beten. (Das habe ich vollkommen vergessen zu erwähnen: Die Mädchen stehen hier gegen 5.15 Uhr auf, um um 5.30 Uhr den ersten Rosenkranz zu beten, ihren „Morning Jobs“ nachzukommen und nochmal zu lernen, bevor die Schule beginnt. Zum Glück reicht es, wenn Vroni und ich zum Frühstück um 7.30 Uhr aufstehen.) Nach dem Beten geht es für die Mädchen ab in die „Study Hall“, bzw. eigentlich in die beiden „Study Rooms“, um ihre Hausaufgaben zu machen und zu lernen. Wir begleiten sie täglich von 18.00 – 19.30 Uhr dabei. D.h. wir beaufsichtigen sie, sorgen für Ruhe und stehen bei Fragen jeglicher Art zur Seite. Viele Schülerinnen hier haben Probleme mit Mathe. Zum Glück verstehe ich bis jetzt noch immer ihre Aufgaben und versuche auf Englisch und in den verschiedensten Varianten den Lösungsweg darzulegen, was nicht immer ganz leicht ist. Umso schöner ist es, wenn sie etwas verstanden haben und die Aufgaben richtig lösen. Gerade die „Großen“ kommen auch öfters mit Englischaufgaben zu mir. Diese sind z.B. Textverständnisaufgaben oder Grammatikübungen. Das ist nicht nur für die Mädels gut, sondern auch für mich!!! Die „Study Time“ ist also auch eine spezielle Art von „Nachhilfe geben“. Das finde ich besonders schön. Hier können wir wirklich speziell den Kindern und Jugendlichen helfen, die am meisten Probleme in der Schule haben. Außerdem halte ich eine gute schulische Bildung für sehr wichtig und möchte das gern unterstützen. Nach der Study Time haben wir eine halbe Stunde Zeit, um unser Abendessen (Reis) zu uns zu nehmen. Danach geht es mit der „Games Time“ weiter. Hier wird laut gesungen, schwungvoll getanzt und gespielt, was das Zeug hält. Es gibt auch ruhigere Spiele für die, die grad nicht so aufdrehen wollen. Vroni und ich spielen natürlich gerne mit und die Mädchen freut das sehr. (Ist zumindest mein Eindruck.) Um 20.30 Uhr endet die Games Time. Mit der – uns aus Deutschland bereits bekannten – „Guten Nacht“ geht der Tag zu Ende. Dabei singen zuerst alle gemeinsam (auswendig!!!) ein Lied. Immer eine Don Bosco Schwester darf hier den Mädels ihre Gedanken mit auf den Weg geben. Diese „Don Bosco Tradition“ finde ich unglaublich toll. Sie gibt einem nochmal Kraft und Zeit den vergangenen Tag wie auch mein gesamtes Leben und Handeln zu reflektieren. Zu guter Letzt wird noch gebetet, was einen richtig schön runterkommen und zu sich selbst finden lässt. Gestärkt durch gute Energie endet dieser Tag.

Am Montag hatten wir also das erste Mal Unterricht. Die Computer Klassen gemeinsam mit dem Lehrer haben mir großen Spaß gemacht. Er zeigt den SchülerInnen zuerst an einem Computer, was sie machen sollen. Wir gehen dann rum und helfen ihnen dabei das Gezeigte umzusetzen. Computergrundkenntnisse sind wenig vorhanden. So liegt unsere Aufgabe meist darin, zu erklären, wie man ein Dokument öffnet und es anschließend so abspeichert, dass man es auch wiederfinden kann, oder wie man einen Neuen Ordner anlegt. Außerdem lernen die SchülerInnen den Umgang mit den Programmen Microsoft Office Word und Microsoft Office Excel. Leider wird der Computerunterricht häufig durch Stromausfall unterbrochen (bis jetzt 18 an der Anzahl). Umso ärgerlicher ist es, wenn die Kinder und Jugendlichen zuvor ihre angelegten Dokumente noch nicht abgespeichert haben und nochmal von vorne beginnen müssen!

Während der ersten Unterrichtswoche habe ich schon einiges gelernt, was das unterrichten hier angeht. Es ist anders als in Deutschland. Beispielsweise gibt es das „System-des-Meldens-und-Aufrufens“ nicht. Demzufolge kommen die Kinder immer nach vorne zum/r LehrerInn, wenn sie etwas nicht verstehen oder den Tafelanschrieb nicht entziffern können (teilweise schreiben sie die Buchstaben anders als wir, was zu Komplikationen führen kann – aber wir werden das schon noch lernen). Sie kommen auch vor, wenn sie ihre Aufgaben erledigt haben, um uns stolz das Ergebnis zu präsentieren. Bei rund 40 SchülerInnen kann das ganz schön chaotisch enden. Aber mit der Zeit – auch wenn wir die einzelnen Namen gelernt haben – wird das sicher noch besser.

Am Wochenende sieht der Alltag etwas anders aus: Samstags ist offiziell unser „freier Tag“, obwohl es eigentlich unmöglich ist, hier NICHT den Mädels über den Weg zu laufen, sich mit ihnen zu unterhalten, sich etwas neues zeigen zu lassen oder ihnen bei Aufgaben zu helfen. Und gerade das ist auch gut so. Wir leben mit ihnen unter einem Dach und die Gemeinschaft wird hochgeschätzt. Umso schöner ist es, in diese aufgenommen zu werden. Ebenso freut es mich umso mehr, wenn die Mädels auch außerhalb der Study Time oder des Unterrichts zu mir kommen, um mich beispielsweise mit Fragen über Deutschland zu löchern. Vroni und ich versuchen auch neben unseren „Arbeitszeiten“ unter der Woche viel Zeit gemeinsam mit den Mädels zu verbringen. (Obwohl wir auch immer noch viel Schlaf brauchen – das tropische Klima und der Einsatz hier machen ganz schön müde…) Diesen Samstag hatten wir beispielsweise auch vormittags die Study time zu beaufsichtigen. Des Weiteren ist Samstagabend immer um 18.30 Uhr für ca. Stunde „Adoration“ in der Kirche. Das ist immer ohne „auswärtige Personen“ und ohne Pfarrer, aber total schön und besinnlich. Sonntags betreuen wir regulär von 8.30 Uhr – 12.00 Uhr die Study Time. Diesen Sonntag hatten wir am Nachmittag noch eine Extra Computer Klasse. Um 18.00 Uhr ist wieder – wie bereits erwähnt – Gottesdienst im Haus. Nach dem Abendessen, wo gemeinsam mit dem Pfarrer gespeist wird (Reis), ist bis 20.30 Uhr wieder Games Time, bis der Tag mit der „Guten Nacht“ abgerundet wird.

Hier noch ein paar Bilder vom Projekt:

Die Schule

 

Der Dschungel, Aufnahme direkt vor unserem Haus

 

Das Internat, hier „Convent“ genannt

 

Der Teich zwischen der Schule und dem Internat (mit Blumen ;))

 

Der Schuppen (rechts) und die Küche (links),
Hier wird über offenem Feuer gekocht

 

Einer der beiden Study Rooms (sind nahezu identisch)

 

Der Schlafraum der 52 Mädchen

 

Ich nenne es „Dschungelhaus“,
Die Mädels hängen hier ihre Wäsche auf und verrichten ihr Geschäft.

 

Leider ist die Qualität der Bilder auf der Website nicht so gut wie die Originalaufnahmen. Ich hoffe ihr verzeit mir!

Mir geht es prima und ich werde bald wieder etwas von mir hören lassen . Macht euch auch eine schöne Zeit wo auch immer ihr gerade seit!

Ganz Liebe Grüße aus Indien!!!