Während bei euch der Sommer zu blühen anfing, durfte ich Anfang Juni mitsamt der Hotelschüler noch einmal das ehrwürdige Angkor Wat besuchen. Dieser Trip entwickelte sich zu einer guten Ablenkung vom sehr zum Alltag gewordenen Unterrichten. Tatsächlich tat mir eine Pause gut. Beim zweiten Mal durch Tempel kraxeln, kriechen oder mit den Mädels in bunten Angkorhosen „umherstolzieren“ konnte ich die Tempel genauer betrachten, und das mit viel weniger Touristen, weil die Hochsaison der Reisezeit in Kambodscha nun lange vorbei ist.
Von Ferien zu Ferien hüpfen: Mitte des Monats feierte die Königin des Königreichs der Wunder Geburtstag. Damit jeder etwas vom Kuchen abbekam, feierte das ganze Land mit einem verlängerten Wochenende mit. So nutzte ich die Gelegenheit, einen fast letzten Trip nach Phnom Penh zu wagen, oder besser gesagt, nach Oudong, die alte Hauptstadt Kambodschas. Diese Stätte war bis 1866 die „Zentrale“ des Königs Norodoms, der sie nach Phnom Penh verlegte. König Norodom hatte damit die Oberherrschaft Frankreichs über Kambodscha anerkannt. Das Land wurde zu einem französischen Protektorat und erlangte erst 1953 seine Unababhängigkeit.
Der Ausflug nach Oudong war ein wertvolles Erlebnis. Normalerweise nehme ich Phnom Penh als geschäftige, laute und volle „Metropole“ wahr, doch in Oudong war eine kleine Oase der Ruhe vorzufinden. Die vielen Stupas liegen auf einem Hügel, der von Feldern und Lotusteichen umrundet wird. Außerdem traf ich fast keinen einzigen westlichen Touristen an. Leider konnte ich nicht wirklich viele aussagekräftig-schöne Fotos machen, weil die vorangegangene Nacht unermesslich kurz war. Daher waren die Stufen des Hügels plus eine dezente Hitze kräfteraubend…
Zurück in Phnom Penh erkundete ich einige kleinere Straßen im Zentrum. Es war cool, eine überraschend moderne und ausgefeilte Boutique- und Café-Seite der Stadt kennenzulernen. Künstler verstecken sich in Hinterhöfen, Cafés bieten ihre Spezialitäten in handgefertigtem Geschirr an… und ein Buchladen (!) sucht nach Personal.
Am letzten Freitag fuhren wir an den Strand. Die Schüler waren „so stressed, Teachaa“, da bald ihre letzten Prüfungen anstehen. So konnten sich alle austoben, neue Fotos aufnehmen, den Sonnenuntergang betrachten und eine kühle Meerbrise genießen.
Zack buum, auf einmal ist Juli. Mit dem Rückflugticket in der Hand blicke ich mit einem lachenden und weinenden Auge auf das Ende meiner Zeit in Kambodscha, einem der vielleicht verrücktesten Länder der Welt. In den letzten Wochen hat meine und die Motivation der Schüler mi Unterricht merklich nachgelassen, so dass ich mich darauf freue, in zwei Wochen die Prüfungen der 2nd Years zu schreiben, danach aber viel, viel weniger zu unterrichten.
Auch im Internat gibt es gute und blöde Tage. Besonders am Abend bin ich der glücklichste Mensch in den Zimmern der Mädels, bekomme Gute Nacht Küsse und baue mein Khmer aus. Doch nach diesem Jahr bin ich froh, keine Putzzeiten mehr zu verfolgen und Mülleimer zu kontrollieren. Genug der Sehnsucht: es geht auf in den Endspurt und die letzten Wochen werde ich mit guten Erinnerungen, frohen Momenten und ganz viel frischen Wassermelonen füllen. In der nächsten Woche plane ich eine Modenschau mit den Mädels, für die wir gestern mit einer Make-up-Einheit geprobt haben. Dabei konnte ich so einiges über Eyeliner und sonstige Puder lernen. Am Ende der Session konnte ich eher zwei verkohlte Dachbalken als Augenbrauen an mir erkennen.
Blauen Himmel in der Regenzeit ausnutzen, geht es nun an den Strand, Unterricht vorbereiten und die Rest-Kambodscha-Zeit planen.
Ich wünsche euch daheim eine wunderprächtige Urlaubszeit, erholt euch gut. Bis so bald, dass ich schon die Kirchturmspitze Sandersdorf erahnen kann.
Eure Jule!
Hannes
Yiiippiiieeehhh!!!
Aber bevor du die Sandersdorfer Kirchturmspitze erahnen kannst, wirst du wohl noch ein bisschen den Dschungel in Thailand unsicher machen und ’nen Elefanten nach Hause schicken, oder?? 😀