Im letzten Blog hatte ich euch von unserer Reise erzählt. Nach diesem Abenteuer führten wir unseren Freiwilligendienst aber nicht in Goa fort, sondern wechselten die Einsatzstelle, um in einem anderen Shelter in Mumbai weiter zu arbeiten.
Bevor wir zum neuen Shelter aufbrachen, kamen wir aber noch einmal kurz zurück nach Goa, um all unsere Sachen zu packen und um uns von unseren Nachbarn zu verabschieden. Sie waren uns sehr ans Herz gewachsen, da sie uns öfter eingeladen hatten, um mit ihnen Mittag- oder Abendessen zu essen, und selbst an unseren letzten Tagen in Goa klopften sie eines Abends an unsere Tür und gaben uns jeweils ein selbstgekochtes Abendessen, da sie wussten, dass wir nicht im Shelter essen würden.

Mit all unserem Gepäck fuhren wir per Nachtbus nach Mumbai. Als wir am Morgen angekommen waren, war die nächste Herausforderung, ein Taxi zu finden, das uns mit unserem großen Gepäckberg mitnahm. Wir fanden schließlich eines — es hatte vor uns scheinbar eine große Ladung Fisch transportiert, wie man unschwer an dem Geruch erkannte.
Als wir auf dem Don Bosco-Gelände ankamen, wurden wir zunächst von Father Rudolph, dem Leiter des Projekts, empfangen. Zusammen schleppten wir all unser Gepäck auf unser Zimmer und ruhten uns im Anschluss ein bisschen aus, denn wir hatten eine lange Fahrt hinter uns.
Das Gelände, auf dem wir unser Zimmer haben, umfasst zwei große Don Bosco-Schulen, eine große Kirche mit einem großen Shrine — dem Shrine der Madonna — und mehrere Sportplätze und Sportanlagen. Unsere Einsatzstelle liegt ca. 15 Gehminuten entfernt.

Das Shelter beheimatet ca. 60 junge Männer im Alter von ca. 17 bis 30 Jahren. Vielen der jungen Männer, die in diesem Shelter leben, fehlt es an Vorbildern oder leitenden Händen, sodass sie keine Ahnung haben, wie sie sich eine Zukunft aufbauen sollen. Die Idee des Projekts ist es deswegen, ihnen einen Leitfaden zu geben und sie bei jeglichen Dingen zu unterstützen, die ihnen helfen, sich eine Zukunft aufzubauen. Dazu gehört Unterstützung bei bürokratischen Prozessen oder auch eine Ermahnung, nicht so viel am Handy zu hängen, und viele weitere kleine oder größere Dinge.
Die Aufgaben von uns Freiwilligen gestalten sich ziemlich spontan. Wir geben Unterricht oder helfen beim Organisieren von Projekten oder Feiern, die gerade zu organisieren sind.
Neben den älteren Jungs haben hier auch Jungs im Alter von 6 bis 13 Jahren einen Platz. Sie kommen über den Tag hierher, um zu essen, zu duschen, zu spielen und Hausaufgabenbetreuung zu bekommen, und gehen für die Nacht zurück zu ihren Familien.
Insgesamt haben alle Jungs aus diesem Shelter ihren eigenen Tagesablauf. Manche arbeiten in der Nacht und manche gehen ins College oder in die Schule, weswegen sich ihre Rhythmen stark voneinander unterscheiden. Das hat auch zur Folge, dass das Shelter eine eher lockere und offene Stimmung hat.


An jedem 20. des Monats findet hier Mela statt — ein Event, bei dem obdachlose Männer von der Straße hierher kommen können. Hier können die Menschen dann für einen Tag bleiben, sich ausruhen und schlafen. Sie bekommen drei volle Mahlzeiten und können sich duschen. Außerdem ist medizinisches Personal anwesend, das sie bei Bedarf unterstützt und berät. An diesem Tag wird außerdem ein Programm organisiert. Es besteht aus kleinen Spielen, bei denen sie brauchbare Dinge gewinnen können, ein bisschen Musik und einem Film am Nachmittag. Oft kommen an diesem Tag auch ein paar Frauen und Kinder. Es handelt sich oftmals um die Ehefrauen und Kinder der Männer. Als wir unser erstes Mela erlebten, lernten wir unter anderem eine Frau und ihr Neugeborenes kennen. Das Neugeborene war nur ein, zwei Tage alt und schlief noch ziemlich viel. Die Frau erzählte uns in ihrem gebrochenen Englisch, dass sie den Jungen zur Adoption freigeben wollte. Da die Frau auf der Straße lebt, liegt es nahe, dass sie dies tut, um ihrem Kind eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Vielen Dank fürs Lesen dieses neuen Blogeintrags. Nun neigt sich mein Freiwilligendienst langsam dem Ende zu. Hiermit schon mal ein ganz, ganz großes Dankeschön an alle meine Spender und Spenderinnen. Ich habe mich über jeden Beitrag sehr gefreut. Leider habe ich meine Spendensumme noch nicht vollständig erreicht, und mir fehlen noch ca. 900 €. Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen, der sich eigentlich vorgenommen hatte zu spenden, es dann aber im Alltagsstress vergessen hat. Falls ihr das noch machen wollt, würde ich mich riesig über eure Unterstützung freuen. Auf meinem Profil unter „Spenden“ findet ihr alle nötigen Informationen, oder ihr geht direkt auf diesen Link:
https://blogs.donboscovolunteers.de/adeleingoa/about-2/: Einblicke in das Shelter aus MumbaiDanke an alle fürs Dabeisein und Unterstützen!
Eurer Adele(:
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